Minna von Barnhelm



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Gleichheit schafft feste Bindungen

Wer eine Beziehung eingeht, sollte möglichst viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Gleichheit in Vermögen, Stand, Bildung und Klasse schmiedet feste Bänder. Das galt schon zu Lessings Zeiten. In "Minna von Barnhelm" betont Niklaus Helbling im Thalia Theater diesen Aspekt.

Tellheim (Peter Jordan) ist der hölzerne, in seinen Moral-Vorstellungen gefangene Soldat. Ganz seinem Ehrbegriff verhaftet kann er nach seiner unfreiwilligen Entlassung aus der Armee eine Verbindung mit der hochstehenden Minna von Barnhelm nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren. Trotz seiner unveränderten Liebe glaubt er ihr entsagen zu müssen. Doch die emanzipierte Powerfrau (Maren Eggert) lässt das nicht zu. Sie nimmt die Fäden in die Hand und weiß ihren Geliebten mit geschickt gesponnenen Lügengeschichten wieder einzufangen. Sie packt ihn an seinem männlichen Ehrgeiz und gaukelt ihm mit Hilfe ihrer Kammerzofe (Judith Rosmair) eigene Armut durch Enterbung vor. So kann Tellheim wieder zu Hochformen auflaufen und für sie den Beschützer spielen.

Dass sich alles als Lügengebäude entpuppt, zeigt die Brüchigkeit der vermeintlichen Ehr- und Moralbegriffe. In Wahrheit geht es wohl eher um tradierte Konventionen des Militärs und der Geschlechterrollen. Helbling lässt diese mögliche Kritik aber nur erahnen. Das Publikum darf sich auch einfach nur über die Situationskomik der pointierten Dialoge freuen. Helbing beließ den Text im historischen Kontext des ausgehenden siebenjährigen Krieges unter dem Porträts Friedrich des Großen. Nur die fein abgestimmten Gesangseinlagen geben eine Ahnung von einer möglichen Ebene über dem Gezeigten.

Birgit Schmalmack vom 3.5.05