Der Frauenflüsterer


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Der Frauenversteher

Michi ist der "Frauenflüsterer". Zumindest als Drehbuchautor der gleichnamigen Fernsehserie beweist er Einfühlungsvermögen für die Frauen. In seinem Privatleben scheint es ihm gerade abhanden zu kommen. Seine Freundin Anne sucht sich statt ihres Schreibtischtäters einen durchtrainierten sonnengebräunten Performancekünstler aus. Sie verlässt ihn und stürzt ihn in eine Sinn- und Schaffenskrise.

Seine Agentin Sonja versucht ihn wieder aus seinem Bademantel und in die nächsten tröstenden Frauenarme zu treiben. Schließlich will Produzent Boris mit Serienstoff versorgt werden. Sonja sieht in gutem Sex die beste Medizin gegen die Lustlosigkeit ihres Schützlings. Bis zum wohlverdienten Happy-End, das soapmäßig daherkommt, hat der gute Michi etliche Tiefschläge für sein männliches Ego wegzustecken.

Der Mut zur Überzeichnung kann der Inszenierung (Regie: Gunnar Dreßler) nicht abgesprochen werden. Kein Stereotyp von Frauen- und Männerrollen wird ausgelassen. Die Darstellerin Sarah Kattih mimt von gebärfreudiger Ökotussi, kettenrasselnder SM-Braut, aufgegeilter Nymphomanin, tuffer Geschäftsfrau über langmähniger Püppi alles in eindeutiger Pose. Die Variationsbreite des männlichen Parts von Fabian Joel Walter schreckt ebenso wenig vor Klischees zurück. Dem Publikum im Theater in der Basilika hat es gefallen. Es konnte herzhaft lachen und sparte zum Schluss nicht mit Beifall.

Birgit Schmalmack vom 2.12.05