Sister Soul



Kritiken
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mopo

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Der Soul versetzt Berge

Die schwarze Nachtclubsängerin Josephine ist in Schwierigkeiten. Sie muss untertauchen und sich vor dem korrupten Kommissar Staller in Sicherheit. Sie erinnert sich an ihre Schulfreundin. Doch die hat inzwischen eine ganz andere Richtung als sie eingeschlagen und ist Nonne geworden. Bei ihr im Zions-Krankenhaus findet sie Unterschlupf. Sie tauscht ihre Glitzerklamotten gegen die Klostertracht. Als Sängerin ist sie prädestiniert für den bescheidenen Nonnenchor. Es ist klar, dass er nach ihrem Eintritt nicht derselbe bleiben kann. Sie bringt den Schwestern den Soul bei. Sie lehrt ihnen Musik- und Rhythmusgefühl und macht sie zu einem bühnenreifen Team.

Der bekannte Stoff aus dem Film mit Whoopi Goldberg gelangt in der Hamburger Adaption von Frank-Lorenz Engel am Altonaer Theater zu einer Aufführung mit mitreißendem Esprit. Ob Gospel oder Popsong, der musikalische Leiter Mathias Christian Kosel macht mit den stimmgewaltigen Darstellerinnen aus jedem Lied eine gefühlvolle und überzeugende Aussage. Gerade die Kombination aus spröden norddeutschen Nonnen mit einer schwarzen souligen Powerfrau verleiht dem Musical besonderen Charme. Wie die Frauen, die dem weltlichen Leben entsagt haben, zusammen mit der sehr erdverbundenen Josephine eine überbordende Lebenslust in der Musik entdecken, ist sehenswert. Dass sie damit ihren Dienst für Gott nur umso erfolgreich erfüllen können, eröffnet eine in diesen Breitengraden unbekannte Tradition des temperamentvollen Kirchengesanges.

Birgit Schmalmack vom 3.1.06