Michael Kramer


Kritik
von
Abendblatt
mopo
Welt

[Image]www.hamburgtheater.de

Treibgut des Lebens

Sich abfinden ist das Menschenlos. Dieser Überzeugung ist Michaline (stark: Isabell Fischer), die Tochter des Kunstprofessors Michael Kramer. Sie kann stolz sein: Sie hat es geschafft sich im Schatten ihres Vaters ein zufriedenes Leben aufzubauen. Auch ohne ein herausragendes Talent, wie er ihr immer wieder bestätigt, hat sie sich als Lehrerin an der Kunstschule mit ihrem Los scheinbar klaglos abgefunden. Ganz anders ihr Bruder Arnold (Felix Lohrengel). Von dem Vater verehrt und beneidet um sein herausragendes Talent steht der Sohn seit Kindesbeinen unter dem Erwartungsdruck des Vaters. Er soll all das erreichen, wozu der Vater nicht in der Lage war. Doch Arnold zerbricht unter der übergroßen Zuneigung, Verehrung, den Hoffnungen und Wünschen seines Vaters. Er schlägt genau den entgegen gesetzten Weg ein: Er treibt sich nachts herum, trinkt, sucht Frauenbekanntschaften und vernachlässigt seine Kunst. Während sein Vater die Pflichterfüllung predigt, hängt "der Nichtsnutz" seinen schwermütigen Gedanken nach.

Achim Römer hat für "Michael Kramer" im Ernst Deutsch Theater ein düsteres schwarz-weißes Bühnenbild gebaut. Die großen Türen und Wände zieren im Seitenbereich schwarze Klecksbilder. Im Hintergrund geben die schwarzen Säulen Ausblick auf zarte Kreidestrichzypressen, vor denen ein Kieselsteinberg zu erklimmen ist. Kunst bestimmt den Horizont. Die Arbeit des Lebens gleicht dem Berg von Sisyphus.

Regisseur Wolf-Dietrich Sprenger hat mit seiner hervorragenden Darstellertruppe ein einfühlsames Psychogramm einer Familie gezeichnet. Ein beeindruckender Theaterabend mit einem überragender Uwe Friedrichsen in der Hauptrolle.

Birgit Schmalmack vom 20.10.08