Damen der Gesellschaft


www.hamburgtheater.de

Mal nichts Tiefgründiges!

Eine Dame im Publikum bemerkte erleichtert zu ihrer Nachbarin: "Herrlich, endlich mal nichts Tiefgründiges Im Theater!" Nein, Tiefgründiges bieten die "Damen der Gesellschaft" in der Inszenierung von Andreas von Studnitz nicht. Wohl aber sehr viel Schenkelklopfend-Lustiges. Jedenfalls genießt es das Publikum, sich mal wieder herzhaft über "Die da oben" zu amüsieren.

Die Drehbühne mit den angedeuteten Hochhauswänden von Wolf Gutjahrs ist noch das Abstrakteste, was der Abend zu bieten hat. Ansonsten wird es immer sehr konkret. Da geht um die paar Pfunde mehr, um die ersten Falten, um das neueste Kleid, um die beste Gesichtscreme und natürlich um die Männer, für die man ja schließlich die ganzen Aufstand veranstaltet -sich mühsam ins Fitnessstudio, in den Kosmetiksalon und zur Anprobe in die angesagten Designerläden zu zwingen. Uneigennützig wie die Damen sind, tun sie das alles nur, um mit dem einzigen Kapital zu wuchern, dass sie haben: ihre Darstellung einer erfolgreichen, d.h. schönen Ehefrau. Abhängig wie sich geben, von Emanzipation völlig unbeleckt, bezieht sich ihr einziges Streben auf den Mann und ihre Absicherung in einer Beziehung mit dem richtigen Kandidaten. Folgerichtig braucht er in diesem Stück zwar nicht in Gestalt eines leibhaftigen Menschen auf der Bühne vorzukommen, aber trotzdem dreht sich der ganze Abend nur um ihn.

Die Geschichte des Stückes zu erzählen bedarf nicht sehr vieler Worte: Es geht um eine brave Ehefrau (Anna Steffens), die von ihrem Mann betrogen wird, ihren Gatten verlässt und ihn nach Ablegen seiner Geliebten von ihm wieder in seine Arme geschlossen wird. Ausharren lohnt sich also!?

Dieses Stück von Clare Boothe Luce hätte den Stoff für eine bitterböse Satire geboten, doch der Regisseur inszeniert es so brav und bieder lustig, dass es nur zu einer netten Komödie taugt. Schade um all die Talente (Sandra Flubacher, Victoria Trautmannsdorf, Angelika Thomas, Susanne Schwarz und in einer Gastrolle die hervorragende Gilla Cremer), die da oben auf der Bühne stehen und die man zu gut aus anderen Aufführungen kennt. Ein bisschen mehr Inhalt und ein wenig weniger Oberfläche dürfte es im Thalia schon sein.

Birgit Schmalmack vom 26.10.01