Top Dogs


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Ernüchternde Gesellschaftsstudie

Gorillas sind menschlicher als Manager, findet Herr Deer (Tom Keidel). Er muss es wissen. Schließlich war er zehn Jahre selbst einer von ihnen. Jetzt ist er wie die anderen vier "Top Dogs" auf die Straße gesetzt worden. Er findet sich in der New Challenge Company wieder, einer Beschäftigungsgesellschaft für die Elite. Äußerlich gleichförmig in Nadelstreifenanzug oder blauem Kostümchen kommen die Führungskräfte in der Warteschleife hier zu ihrem täglichen Programm aus Psychospielen, Bewerbungstraining und Motivationsarbeit zusammen, das die lächelnde Frau Wrage (Sabine May) für sie anrichtet.

Der Text von Urs Widmer ist so bissig wie das Konkurrenzgebahren der geschassten Prestige-Losen. Er spießt gekonnt die aktuelle Arbeitsmarktlage jenseits der Hartz-IV-Debatten auf. Gnadenlos wird die macht- und geldgierige Stromlinienförmigkeit der Global Player vorgeführt.

Am Schluss hat Herr Deer eine Vision: Er stellt sich eine Welt vor, in der jeder nach seinen Fähigkeiten, Wünschen, Stimmungen und von der Gemeinschaft unterstützt arbeiten und leben könnte. "Imaging", stimmen die anderen in einem plötzlichen musikalischen Kreativitätsschub erfreut mit ein. Dass dies nur ein Traum bleiben wird, zeigt sich spätestens als Frau Wrage verkündet, dass Frau Jenkins (Ulrike Volkers) für den von allen ersehnten Posten des Sales-Managers bei Daimler-Chrysler auserkoren worden sei. Da bricht lautstark und unverhohlen wieder der ganze Neid, Hass, die Missgunst und der Egoismus hervor.

Regisseur Jens Paarmann hat die Gesellschaftsstudie wohltuend textkonzentriert und mit geschickter Hand bei der Besetzung im Theater in der Basilika umgesetzt.

Birgit Schmalmack vom 6.10.04