Glückliche Tage


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Ungebrochene Lebenskraft

Winnie steckt fest - in einem Hügel voller Wüstensand unter der sengenden Sonne. So konnte die Hölle aussehen - oder das Leben für Samuel Beckett. Doch Winnie ist in der Lage aus ihrer Zeit "Glückliche Tage" zu machen. Sie kann trotz ihrer sehr beschränkten Lage "viele Gnaden" ausmachen. Dankbarkeit dafür, dass sie (fast) ohne Schmerzen ist, dass sie ihre Arme bewegen kann, dass sie ihren Sack voller tröstenden Dinge in Reichweite hat. Und dass sie einen stummen, unsichtbaren Zuhörer hat. Ihr Ehemann Willie (Klaus Robra) lebt in einem Erdloch hinter ihrem Hügel. Er ist der Adressat ihres Redeschwalls, der sie am Denken und am Leben erhält. Auch wenn Willie keine aktive Rolle mehr in ihrem Leben spielt, so gibt ihr seine passive eine gewisse Sicherheit.

Während Winnie vor der Pause noch bis zur Hüfte aus dem Hügel ragte, ist sie danach bis zum Kopf eingesunken und von Willie ist nichts mehr zu erahnen. Doch Winnie erhält sich weiter am Leben. Sie versucht sich an schöne Erlebnisse zu erinnern, an ihre Sinnsprüche, an Lieder, an Bilder, an Küsse, an Kleider und an Schmuck. Immer noch macht sie "Gnaden" aus, auch wenn sie das Beten mittlerweile aufgegeben hat.

Im Theater N.N. zeigt Felicitas Hanack eine überzeugende Winnie, die sich voller ungebrochener Lebenskraft durch ihre verbleibenden Tage redet. Unter der Regie von Dieter Seidel ist ein sehenswerter Abend entstanden, der über die Sinnhaltigkeit von großen Zielen und kleinen Freuden nachgrübeln lässt.

Birgit Schmalmack vom 23.5.05