Niemand ahnte ja bisher, welche Showtalente sich auf einem Bauernhof in Poppenbüttel versteckt halten! Das Ohnsorg-Theater tritt in "Wi rockt up platt" den Gegenbeweis zur landläufigen Meinung an, alles Ländliche wäre nur als transusig und uncool. Nicht nur die Mitglieder der Bauernfamilie sondern auch sämtliche Tiere könnten in Zukunft den Ersatz für das Ensemble der neuen Riverdance-Show, das Double für Michael Jackson oder Angelika Milster sein. Und ein echter Hamburger Dream Boy mit bisher unerkannten Strip-Talenten ist ebenfalls zwischen den Heuballen zu Hause.
Zum Brüllen komisch haben Sandra Keck und Stefan Hiller die Show mit der Hühnerband auf dem Misthaufen arrangiert. Bekannte, mitreißende Song wurden augenzwinkernd aufs plattdeutsche Landleben umgedichtet und mit hoher tänzerischer und musikalischer Qualität auf die Ohnsorg-Bühne gebracht.
Da röhrt Bohle (Nils Owe Krack) "De Welt hört de Mannslüüt to" unterm Euter der Kuh mit einem Bass, der dem schmalen, blassen Bauernsohn wohl niemand angesehen hat. Und für die Nachbarin Stine (Tanja Rübcke) sind nicht wie für Marilyn Monroe die Diamanten sondern die Tiere die besten Freunde der Frauen. Schließlich werden schon die kleinen Mädchen beim Anblick der starken Hengste schwach. Der Titanic-Song kommt mühelos ohne Leonardo di Caprio aus - schließlich gibt es die Vogelscheuche, die viel praktischer ist: Der hölzerne Mann geht nicht unter und lässt alles klaglos mit sich machen. Der Thriller auf dem Bauernhof spielt sich ab, wenn der Fuchs "Michael Jackson" in den Hühnerstall einbricht. Der ganze Saal tobt schließlich, als die Bauernfamilie sich je nach Lebensalter in Erinnerung an oder in Vorfreude auf den Diskobesuch in die Glitzerkledage wirft und aus "Mamma Mia" "Mudder Maier" wird.
Gleichzeitig bringen die Hofbewohner das Kunststück fertig sich selbst auf die Mistgabel zu nehmen. Die Klischees aus der Bier-Werbung für die berühmte Flasche mit dem Plopp werden gekonnt en passant mit eingeflochten. So antwortet auf jede Frage des hereingeradelten Polizisten Herrn Wachsam jeweils das gesamte Bauernhof-Team: "Moin, moin, moin,..."oder "Nö, nö, nö...". Grenzüberschreitend wird auch das amerikanische Film-Landleben berücksichtigt: Zum Ende der rasanten Show können alle ihre Gute-Nacht-Wünsche aus dem Off los werden. Die Waltons lassen grüßen.
Ein Show-Abend, der das Publikum im prall gefüllten Theatersaal auch am Ende der Spielzeit zu Beifallsstürmen hinreisen und begeistern kann.
Birgit Schmalmack vom 5.7.04