Die Dunkelheit der Tage


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Jeder hängt an seinem eigenen Haken.

Der Schatten ist mit der Geschichte der Stadtmenschen eng verwoben. Denn die Stadt ist voller Licht und Dunkelheit. Für Elias (Kurt Glockzin), der auf der Straße lebt, sind die Schatten intensiv erlebte, tägliche Begleiter. Doch die Dunkelheiten des Lebens begegnen nicht nur ihm.

Jeder hat seinen eigenen Spiegel, den er mit sich trägt. In ihm kann er sich betrachten und beurteilen. Vincents (Jerzy Fabian Kosin) Spiegel ist in Einzelteile zerbrochen. Einst erfolgreicher und umgarnter Theaterautor findet er nach dem Tod seiner Freundin Lara (Iris Sophie Krause) keine Ruhe mehr. Er streunt durch die Straßen, vertreibt alle seine Freunde und findet keine Worte für die Bühne mehr. Einzig bei dem philosophierenden Stadtstreicher Elias kommt er immer wieder vorbei. Den Ort, an dem die Dinge kleiner sind, sucht Vincent. Elias sucht dagegen nach der Größe von Orten. Wortgewaltig umschreibt er seine Beobachtungen des städtischen Lebens und seine Gedanken zur Erklärung der menschlichen Natur.

Autor und Regisseur Marc Alexander Haas hat er sein inhaltsschweres Werk "Die Dunkelheit der Tage", das zeitgleich als Roman erscheint, auf die Bühne des Hamburger Sprechwerkes gestellt. Die philosophischen Erkenntnisse des obdachlosen Intellektuellen Elias stecken voller Weisheit. Die Spielszenen zeigen Stadtmenschen, die durch die Zeit und Räume irren. So kann der abstrakte Theaterraum eine geeignete Bühne für den komplexen Text werden. Das Publikum war begeistert von dem erkenntnisreichen, interessanten Theaterabend.

Birgit Schmalmack vom 31.5.05