Marilyn


Kritik von
KN
Abendblatt vom 14.7.07
Abendblatt vom 12.7.07
Welt
mopo
netzeitung (dpa)

www.hamburgtheater.de

Ein Witz, für den man viel Geld bezahlt

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere umschwirren ihre Mitarbeiter den langen Konferenztisch mit den vielen Telefonen, die ständig klingeln. "Marilyn Monroe Company inc.", melden sie sich. Für die frühere Norma Jean Baker, das schüchterne, stotternde Heimkind, der beruhigende Beleg dafür, dass ihre Karriere mittlerweile amtlich bestätigt worden ist. Sie sei nun "ein Witz, für den man sehr viel Geld bezahlt." Die gebleichte Brünette, die wenig Stimme, aber dafür umso mehr Sexappeal hat, hat es geschafft. Sie ist im Haifischbecken Hollywood zu einem Markenzeichen geworden.

Doch sie zahlt einen hohen Preis für ihren Erfolg: Keine ihrer drei Ehen hält lange. Ihre Ehemänner schmücken sich zwar gerne mit ihr, können aber nicht ertragen, dass sie ihnen nie ganz alleine gehören wird. Marilyns (Sehn-)Sucht nach Anerkennung lässt sie gerne mit den männlichen Begierden spielen. Doch die erfolgreiche Mythos-Blondine greift immer öfter zu Alkohol und Tabletten, um dem Erfolg- und Erwartungsdruck der Öffentlichkeit Stand zu halten.

In "Marilyn - das Musical" versucht Matthias Davids alle diese Aspekte zu berücksichtigen. Ein ehrgeiziger Ansatz für ein Musical, das erwartungsgemäß eher den Schwerpunkt der musikalischen Unterhaltung widmet. So beinhaltet die Umsetzung dann auch viel Text. Doch die Songs, die Marilyn berühmt gemacht haben, braucht dennoch keiner der Zuschauer zu vermissen. "Diamonds are a girls best friend" ist ebenso vertreten wie "I wanna be loves by you" und "My heart belongs to daddy". Die Hauptdarstellerin Anna Montanaro kopiert die Gesten und Bewegungsabläufe der Monroe versiert; die Unbedarftheit und Naivität des Originals mag man ihr allerdings nicht ganz abnehmen. Außerdem sie wesentlich besser bei Stimme. So haucht sie nicht nur lasziv sondern singt tatsächlich.

Das Bühnenbild von Heinz Hauser ist die geniale Grundlage für viele schöne und zugleich aussagekräftige Bilder. Ein schräg gestellter Spiegel reflektiert das Geschehen auf der Bühne und er spiegelt Marilyns zerbrochene Persönlichkeit. Bei Bedarf kann er zusätzlich als Projektionsfläche für Bilder, Muster und Kulissen benutzt werden. Oder er wird durch ruckseitige Bestrahlung transparent und erlaubt so das Erzeugen einer weiteren Spielebene auf der hinteren Bühnenfläche.

"Marilyn - das Musical" vermag eine Ahnung davon zu geben, wie ein Mensch zu einer Marke und sogar zu einem Mythos werden kann. Somit erfüllt es einen Anspruch an Hintergründigkeit, denen sich die meisten Musicals gar nicht zu stellen wagen.

Birgit Schmalmack vom 19.7.07