Ungewöhnliche, starke Frauen

Zum Song "Do you remember, it was konfetti in a hell" sind nur zwei seidenbestrumpfte Füße von Angelika Landwehr zu sehen. Sie liebkosen sich, bis die Hände ein Wörtchen mitzureden haben und Bedenken und Abwährendes äußern.

An besondere Frauenpersönlichkeiten erinnert Angelika Landwehr in ihrem Programm "Konfetti in a hell" am Ende der Spielzeit. Wie bunte Schnipsel trägt sie die sechs Schicksale aus mehreren Jahrhunderten zu ihrem Solo im Theater in der Washingtonallee zusammen. Ein paar Takte Musik zum Umkleiden und schon verwandelt sie sich von der in "Illusions"-Haft befindlichen Terroristin Gudrun Ensslin in die Gräfin Orsina aus "Emilia Galotti", die ein gedanklichen Zwiegespräch mit dem verflossenen Marinelli hält. Er hätte sie als denkende Frau wohl ebenso absurd empfunden wie einen sich schminkenden Mann.

In dem Prolog "Die Schauspielerin" erlebt sie die "Selbstvertrauenskrise" einer Bühnendarstellerin mit, die sich nur als Unterhaltung fühlt. So gönnt sie sich wenigstens den Spaß, den Spieß einmal umzudrehen: Sie stellt einmal das Publikum ins Rampenlicht und betrachtet es ausgiebig. Als springender Artist mit Zauberstab werden danach die "Prototypen des menschlichen Elends" von Dario Fo vorgestellt. Um mit ein paar Konfettis am Schluss ironisch zu versichern: Kunst ist heiter, sonst gar nichts. Die wirre "Isabella" von D'Annunzio leitet zu der Rolle der Meroe aus "Penthesilea" über. Hier lässt sie das Publikum teilhaben an dem Proben-Prozess einer Schauspielerin. Und ist damit ganz bei sich angekommen. Auf einem Teppich mit Kerzenlicht und Rotwein übt sie den sprachlich anspruchsvollen Text und lässt doch die schmerzlichen Erlebnisse der Figur ganz lebendig werden.

Bei Herausgehen sagt die Dame neben mir: "Eine ungewöhnliche, starke Frau, diese Angelika Landwehr, nicht wahr?"

Birgit Schmalmack vom 2.7.04

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