Sugar


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Das rote Tuch

Kaum hat Joe sich, um sich in der Verkleidung als Frau vor der Mafia in Sicherheit zu bringen, ein Kleid übergestreift, kann er sich den männlichen Po-Grapschern nicht mehr erwehren. Ein Kleid sei für den Mann halt wie ein rotes Tuch für den Stier, schließt er messerscharf. Und seufzt anschließend bedauernd: "Und ich wäre so gerne wieder der Stier!" Bis sein Wunsch in Erfüllung gehen darf, muss er allerdings mit seinem Partner Jerry etlliche damenhafte Auftritte in der Damen Band "Swing Chix" hinter sich bringen. So kann er seinen Horizont um einige Erfahrungen in der Rolle einer Frau erweitern. Ohne allzu sehr ins gesellschaftskritische Philosophieren zu verfallen, übernimmt dagegen das erotisches Highlight der Band, Sugar (Paula S. Lange) ihre Rolle als Sexbombe, die lieber körperliche Vorzüge als geistige Fähigkeiten zur Schau stellt. Sie entspricht damit dem Klischee ihres filmischen Vorbildes Marilyn Monroe voll. Maarten Flügge gelingt als Joe bzw. Daphne die Gratwanderung, die bei einer Parodie über einen Geschlechtertausch zwangsläufig absolviert muss, mit dezenter Andeutung statt klischeehafter Übertreibung hervorragend. Sein Partner Jerry (Nik) überzeugt dagegen als Mann wesentlich mehr als als verkleidete Frau.

Das Altonaer Publikum ließ sich gerne einheizen von der süßen blonden Sugar und ihren zwei liebesverwirrten Galanen, die sich in zwei Damen verwandeln müssen. Es sah gerne über die kleinen Schwächen der Inszenierung "Manche mögens heiß" im Altonaer Theater von Andreas Lachnit hinweg. Das große Vorbild - der berühmte Filmklassiker von Billy Wilder - musste zwar unerreicht bleiben, aber die mitreißenden Songs mit der"Blue Eyes Swing Band", die Spielfreude und die Musikalität der Darsteller unter den Palmen Floridas verbreiteten sonnig-gute Laune im Theatersaal.

Birgit Schmalmack vom 2.1.04