Das Leben des Galileo Galilei


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Alles in Frage stellen

Durch die aufrührerischen Forschungsergebnisse der unermüdlichen Galileo könnte ein neues spannendes Zeitalter beginnen. Dem steht allerdings entgegen, dass die alles beherrschende Kurie befürchtet, dass mit der Erkenntnis, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist, auch der Mensch seinen Halt verlieren würden. Ihr System der Ordnung von Oben und Unten, der Festlegung der Rollen der Menschen, und ihrer eigenen machtvollen Position wäre gefährdet, stünde wie alles zur Disposition. Denn Galileo will als Wissenschaftler alles in Frage stellen. Keine Meinung will er ohne Beweis gelten lassen. Auch seine eigene Hypothese nicht, für die er aber seit Erfindung des Fernrohres augenscheinliche Beweise vorlegen kann.

Für den sinnenfreudigen Galileo ist das Denken das größte Vergnügen der Menschen. Er glaubt an die Vernunft und dass sie letztendlich siegen wird. Doch der Klerus glaubt an anderes. Nicht nur an Gott sondern vor allen Dingen an die Ordnung, die die Religion und ihre Regeln der Gesellschaft gebracht hat. Dagegen ist der Wert von Wissen und Erkenntnis nur äußerst gering einzuschätzen, da er Aufruhr, Unruhe und Umwälzungen mit sich bringen könnte. Sie schmücken sich zwar gerne mit Wissenschaftlern am Hofe, aber nur mit solchen, die sich den religiösen Dogmen unterwerfen und deren Forschungen ihre eigene Meinung unterstützen. Galileo wird unter Druck gesetzt. Ihm droht Folter, Kerker, Verbrennung, falls er nicht widerruft.

In einer klugen, schnörkellosen Inszenierung von Ulrike Jackwerth hat das Altonaer Theater den alten Brecht-Klassiker auf die Bühne gebracht und bewiesen, dass er immer noch sehr sehenswert ist. Astrid Dollmann hat dazu ein schlüssiges Bühnenbild gestaltet, dass das Thema schlicht auf den Punkt bringt: Auf der Bühne steht nur eine schräge Scheibe, für die der Klerus die Erde immer noch hält. Die rundum gelungene Aufführung ist auch ein Verdienst der insgesamt guten schauspielerischen Leistung aller Beteiligten zu verdanken, aus denen Peter Bause als zupackender, pragmatischer und sympathischer Galileo herausragt.

Birgit Schmalmack vom 20.10.06