Stücke aus dem halben Leben

Die Wahrheit beginnt zu zweit. Doch die fünf Frauen sind, nachdem ihr halbes Leben schon vergangen ist, allein. Etliche Enttäuschungen haben sie angehäuft. Der Glaube an den einen Mann als perfekte Ergänzung haben sie darüber verloren. Auf der Suche nach mehr als nur dem wärmenden, cremigen, belebenden Kaffee begeben sie sich immer wieder ins Großstadt-Café. Eine von ihnen, die taxifahrende Ex-Astrophysikerin Stella (Linde Lange), verbringt ihre Zeit sogar ausschließlich an dem Stehtisch, der ihr als Redepult für ihre bewusstseinserweiternden Vorträge über das Universum dient. Die anderen ziehen sich nach dem unverbindlichen Austausch einiger belangloser Bemerkungen über die heutige Qualität des Kaffes in ihre Single-Wohnung zurück. Gisela (Karin Romahn) lümmelt sich dort zwischen leeren Zigarettenschachteln mit dem allgegenwärtigen Telefonhörer auf ihrem Sitzsack und fandet unter ihren alten Freundinnen nach einem Gesprächspartner. Maria (Dorothea Mayer-Hauth) spricht in ihrem antiken Zuhause mit ihren Püppchen, die ihr im Gegensatz zu ihrem Mann nicht davonlaufen können. Inge (Helma Demel) muss an das Grab ihres seit sieben Jahre toten Gatten gehen um einen stummen, aber vertrauten Zuhörer zu finden. Gerdas (Anette Andresen) Mann weilt zwar noch unter den Lebenden, gibt aber ebenso wenig Worte von sich. Sie hat sich in ihre eigene, künstliche Welt der gestylten, käuflichen Jugendlichkeit nach dem Vorbild ihres Idols, der Fernsehmoderatorin Britta, geflüchtet.

Der einfühlsame Regie von Christiane Martensen, die interessante Bühnenraumgestaltung von Marcel Weinand und der spannende Text von Hilke Veth nach der Vorlage von Fritzgerald Kusz "Stücke aus dem halben Leben" sorgten im Lichthof für professionellen Anspruch.

Birgit Schmalmack vom 17.5.04