Oh Vater, armer Vater, Mutter hing dich in den Schrank und ich bin ganz krank


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Rettungsaktionen einer Mutter

Die extravagante Madame Rosepettle (Anuk Ens) will ihren Sohn Jonathan (Jens Wawrczeck) vor der grausamen Welt schützen. Hielt sie schon seine Geburt vor ihrem damaligen Ehemann geheim, so schirmt sie ihn auch weiterhin von allen Einflüssen außer dem ihrem ab. Nie darf er vor die Tür ihrer jeweiligen Behausung gehen. Medien, Telefon- und Briefkontakt sind verboten. Alles aus lauter Liebe; will sie ihn doch vor einer Welt retten, die nur Grausames für die Menschen bereit hält. Enttäuschungen will sie ihm ersparen und so hält sie ihn vor jeglichen Erfahrungen fern.

Regisseurin Maike Harten zeichnet in der Groteske "Oh Vater, armer Vater, Mutter hing dich in den Schrank, und ich bin ganz krank" das Bild einer exaltierten, arroganten und tieftraurigen Neurotikerin, die in ihrer Weltsicht gefangen ist. Aus ihrer eigenen Unfähigkeit dauerhafte befriedigende Beziehungen aufzubauen, zieht sie Konsequenzen: Wenigstens ihr Sohn soll ihn ganz und gar gehören, ihn will sie vor diese menschlichen Abscheulichkeiten bewahren und sie wird noch grausamer sein als alle anderen.

Maike Harten versucht eine Balance zwischen der grotesken Überzeichnung der Farce aus den sechziger Jahren von Arthur L. Kopit und der Ausarbeitung der psychologisch gut gezeichneten Charaktere zu finden. Die Kostüme, die Nebenfiguren, die turbulenten Ereignisse und die Auf- und Abtritte durch die pinkfarbenen Schränke sorgen durchaus für Komik, doch das Lachen bleibt im Halse stecken.

Birgit Schmalmack vom 1.7.05