Ma


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Die Erde flüstert

Zwischen Himmel und Erde hängt ein Mann von der Decke und singt. Klagende, melancholische Laute gibt er von sich. Das Licht in der K6 ist gedimmt, nur der Sänger Faheem Mazhar ist angeleuchtet. Plötzlich erstrahlen die Scheinwerfer, die sieben Tänzer sind nur schemenhaft zu erkennen, so geblendet ist der Zuschauer. Zu den Klängen des Percussionisten und Scatsängers B.C. Manjunath und der Cellistin Natalie Rozario entfaltet die Akram Khan Company ihre energiegeladenen wirbelnden Bewegungen. Stets der Erde nahe drehen sie sich blitzschnell auf dem Boden, schwingen die Beine über sich in die Luft und landen wieder auf den Füßen. Die Hände formen Blütenkelche, die sich der Sonne entgegenstrecken. Die Arme winden sich wie Rankgewächse in die Höhe.

Die Mutter Erde "Ma" ist das Thema der Choreographie des banghalesischen Londoners Akram Khan. Mit Einflüssen des Kathaks, des klassischen indischen und des zeitgenössischen europäischen Tanzes richtet er eine magische Mischung an. Sie findet dann zu ihren mitreißenden Höhepunkten, wenn die Musik, das Licht und der Tanz zu einem großen Ganzen verschmilzt. Davon gibt es viele während der 75minütigen Aufführung auf Kampnagel.

Khan nutzt die Ressourcen seiner multikulturell zusammengesetzten, ausdruckstarken Truppe zu einer spannenden Ergründung der jeweils eigenen Wurzeln. In das Stück hat er dazu eine eigene Erzählung eingebaut: Als Kind hätte er sich gerne in die Bäume gehängt, um kopfüber alle bohrenden Fragen aus seinem Kopf herausfallen zu lassen. Noch heute als dreißigjähriger lausche er gerne den geflüsterten Antworten der Erde. Sein Tanz erzählt davon.

Birgit Schmalmack vom 25.11.05