Schlaf (Nachtasyl)


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Wache Dunkelheit

Die Frau hat seit 17 Tage nicht mehr geschlafen. Ihrem Mann und ihrem Sohn brauchte sie nichts davon zu erzählen, dass sie kein Auge mehr zumachen kann. Denn sie funktioniert weiterhin wie eine Maschine, nur dass sie zu keinerlei Gefühlen mehr in der Lage ist. Unbemerkt von ihrer Familie ist sie in einen Zustand einer wachen Dunkelheit gerutscht, der ihr anfängt Angst zu machen. Könnte der Tod vielleicht doch nicht wie ein ewiger Schlaf sondern vielmehr wie das ewige Wachsein in der Finsternis sein?

Doreen Nixdorf ist diese Frau in "Schlaf" auf der schmalen Bühne, die eigentlich nur das Fensterbrett unter dem halbrunden Fenster des Nachtasyls ist. Immer wieder sprüht sie ihre glatt festgezurrten Haare mit Haarspray ein, um auch jede Strähne an ihren Kopf anzukleben. Mehrere Paare Schuhe muss sie ausprobieren, bis sie ein Paar Schnürstiefel findet, in denen sie trotz ihrer Müdigkeit noch Halt findet. Ihr wohleingerichtetes Leben hat seine Orientierungspunkte der Normalität verloren. Das macht Regisseurin Johanna Schiffler in ihrer Umsetzung der Geschichte von Haruki Murakami deutlich. Viel Beifall gab es im vollbesetzten Bar unter dem Dach des Thalia Theaters für die eindrucksvolle Leistung der Regie und der Darstellung.

Birgit Schmalmack vom 19.2.06


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