Stomping on the blues


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Stomping on the Blues (Teil 1)
Zur Kritik von
Push

             Stomping on the Blues (Teil 2)     

Zur Kritik von
Push

Schwarz-weiße
Inspiration

Leise summend betritt die dunkel-
häutige Angela Andrew in schlichter Landarbeiterinnen-Kluft die Bühne
des Sprechwerks. "Sometimes
I fell like a motherless child", singt
sie mit betörend schöner, gefühlvoller
Stimme. Doch der Abend "Stomping on the
Blues" soll nicht dem reinen Genuss der
Musik gewidmet sein, darüber klärt sie
ihr Publikum gleich auf. Nein, hier
sollen 150 Jahre Musikgeschichte auf-
gerollt werden. Und diese beginnt in
ihrer Rückschau, die sie zusammen mit
Johnny Lloyd hält, mit der Verschleppung
von Millionen Afrikanern nach Amerika,
die dort als Sklaven arbeiten sollen.
Doch diese schwarzen Menschen bringen
den Weißen nicht nur billige Arbeits-
kraft sondern überraschen sie mit einer Musikalität, die sie beeindruckt,
neidisch macht und begeistert.

Die beiden Tänzer und Schauspieler
erzählen mit viel Sinn für Humor, wie
die Weißen den Schwarzen ihre Schritte
abgucken, wie sie die schwarzen Talente
für ihre Zwecke vermarkten und wie so
immer wieder neue Tanz- und Musikstile
geboren werden. Andrew und Lloyd sparen
nicht an praktischen Vorführungen: Char-
leston, Rock 'n Roll, Catwalk, Moonwalk,
Hip Hop. Wenn Johnny Lloyd sich zum
Schluss auch noch als versierter
Breakdancer entpuppt, sind wir in der Gegenwart angelangt. Und haben verstanden:
Es hat sich an der Aufgabenverteilung immer noch nichts geändert: Auch heute kommen
häufig die Ideen und Anregungen aus der schwarzen Musikszene und werden von Weißen
nur aufgegriffen und populär gemacht.

Wie befruchtend die Zusammenarbeit zwischen einem weißen Künstler und einer schwarzen Künstlerin sein kann, beweist auch dieser informative und unterhaltsame Abend. Das ist auch dem ganz besonderen Charme, Witz und Schalk der Londonerin Angela Andrew zu verdanken, die die meiste Aufklärungsarbeit übernahm. Das überwiegend junge Publikum feierte begeistert die tolle Performance der beiden Tänzer und holte sie mit nicht enden wollenden Applaus immer wieder auf die Bühne.

Birgit Schmalmack vom 27.4.06

Tolle Show ohne Showallüren

Eine große Fangemeinde ist zur letzten Aufführung des zweiten Teiles von "Stompin' on the blues - Funk Stylez" ins Sprechwerk gekommen. Bis auf den letzten Platz ist die Bühne beim Berliner Tor besetzt. Es hat sich herumgesprochen: Hier wird professionelles Tanztheater vom Feinsten geboten.

Johnny Lloyd hat sich mit Vadim Bauser auf Spurensuche in die Tanzszene der 80-ziger begeben. Da sie ausgefeilte Tänzer sind, die jede Muskel ihrer durchtrainierten Körper beherrschen, bekommen die Zuschauer einiges geboten: Breakdance mischt sich mit Hip-Hop. Popping wird zum Robot-Dance. Moonwalk begegnet Ballett. Mutig werden die Stile gemischt und zu neuen Tanzsequenzen arrangiert. Der Sinn für Ironie kommt bei dem tänzerischen Ernst nie zu kurz. Immer wieder die großen Posen spielerisch zitiert, um sie dann mit einem Lachen abzutun. Show zu machen haben diese Tänzer nicht nötig.

In einer filmischen Einspielung erzählen die Beiden, wie ihre Beziehung zum Tanzen begann und sich entwickelte. Schnell wird klar: Den Part-Time-Tänzer gibt es nicht. "Erst wenn ich tanzen kann, fühle ich mich wohl." Lloyd macht deutlich: Ohne ständiges Training wird man kein Tänzer.

Genau diese Begeisterung riss die Zuschauer mit. Ihr lang anhaltender Beifall veranlasste die Tänzer zu etlichen Zugaben. Schon jetzt darf man gespannt sein auf den dritten Teil, an dem Lloyd jetzt schon arbeitete. Ab August soll er seine Premiere im Sprechwerk feiern, stellte Theaterleiter Andreas Lübbers in Aussicht.

Birgit Schmalmack vom 21.1.07