Tagträumer


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Träume wie Seifenblasen

Rose versteckt sich unter weiten Männerpullovern. Sie braucht eine Schutzhülle, bevor sie sich raus in die Welt wagt. Bei ihrem Job als Penny-Verkäuferin hat sie bisher nicht das gefunden, was sie sich eigentlich für ihr Leben erhofft hatte. So sucht sie den Ausgleich in ihren Fantasieträumen. Sie träumt von der großen Liebe und von einem Bauernhof auf dem Lande, auf dem sie Kaninchen züchten kann.

Da ist der LKW-Fahrer Cliff, den sie eines Abends mit zu sich nach Hause nimmt, aus einem ganz anderen Holz geschnitzt: Er weiß, dass das Leben hart und grausam ist und nur denjenigen durchkommen, die sich ebenfalls eine harte Schale zugelegt haben. Kaninchen ergeben für ihn allenfalls ein gutes Gulasch oder taugen als Felllieferant.

Cliff weiß genau, was er von Rose will: eine nette Abwechselung am Feierabend nach einem harten Arbeitstag auf dem "Bock". Für die große Liebe, von der Rose ihn gerne reden hören möchte, hat er keine Verwendung. Selbst die Illusion von ein wenig Romantik zerstört er zielsicher immer wieder mit seinem derben Humor.

Regisseur Peter Dorsch hat den Originaltext von William Mastrosimone großzügig gestrichen. So lässt er ihm seine Geheimnisse und erliegt nicht der Versuchung, alle Fragen klären zu wollen. "Tagträumer" erzählt nicht nur von einer Desillusionierung sondern auch vom dem Recht auf das Träumen. Katharina Kübler und Harald Burmeister spielen die beiden Charaktere angenehm unprätentiös. Rose wird zur verhuschten Penny-Verkäuferin, die man im Markt um die Ecke treffen könnte, und Cliff zum kernigen Fernfahrer, der sich angewöhnt hat, seine Erwartungen an sein Leben einzig von der Realität bemessen zu lassen. Wider Erwarten findet selbst er einen Rest an Träumen und Gefühlen, als er auf die zarte Rose trifft. Dass sie ähnlich schnell zerplatzen werden wie die Seifenblasen, die zum Schluss glitzernd über die Bühne fliegen, bleibt zu befürchten.

Birgit Schmalmack vom 27.5.07

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