Viel Lärm um nichts


www.hamburgtheater.de

Rollentausch mit einem happy Ende

Schlehwein und Holzapfel, zwei weiß gekleidete "Männer" mit rosa Federboa, die der Transformation nicht abgeneigt sind, wagen ein Spiel: Wie starre Spielfiguren haben sie dazu die neun Darsteller auf die Bühne getragen und zu "Viel Lärm um nichts" platziert. Als sie ihre eigenen Lichter über ihren Sitzpodesten ausknipsen, werden mit den Lichtern über dem grünen Bühnenviereck ihre Spielfiguren zum Leben erweckt. Doch nicht nur diese beiden Herren lieben anscheinend den Rollen- und Geschlechtertausch, sondern auch ihre Spieler: Männerrollen werden von Frauen gespielt und umgekehrt. So darf hier eine Claudia um Aaron werben, statt wie bei Shakespeare ein Claudio um Hero. Was, da Aaron um zwei Köpfe kleiner ist als Claudia, für die ersten Lacher im Publikum sorgt, denen viele weitere folgen werden. Dass auch Don Pedro von einer Frau gespielt wird, lässt die Machtstrukturen in dieser Umsetzung aus einem neuen Blickwinkel betrachten.

In der Inszenierung von Sabine Middel im Lichthof ist der Originaltext von Shakespeare nur die Richtschnur, an der sich das listige und überaus witzige Spiel ihrer jugendlichen Darsteller entwickelt. Zum Schluss gönnen zur Freude des Publikums auch die Spielemacher Schlehwein und Holzapfel wie ihr Oberspielleiter Shakespeare ihren Spielfiguren ein "happy Ende".

Besonders gelungen ist der beredte Einsatz der Körpersprache in dieser Inszenierung. Positionen werden häufig schon durch den ersten Tritt auf die Bühnenfläche geklärt. Jede Figur hat ihre eigene Art sich zu bewegen, zu gehen und zu tanzen. Denn getanzt wird viel an diesem Abend. Während dieser einfallsreich in Szene gesetzten Choreographien wird das Geschehen klug kommentiert. Die schlichte und dennoch wirkungsvolle Bühne und die fantasievolle und charakterisierende Kostümierung (beides: Marcel Weinand) vervollständigt die unterhaltsame, kurzweilige Umsetzung des Shakespeare-Stoffes, die auch die jungen Zuschauer im Publikum begeisterte.

Birgit Schmalmack vom 19.11.07