No exit



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Kein Entkommen

Mandy und Jim sind Bruder und Schwester und enge Verbündete beim Überlebenskampf in ihrer Familie, die aus einem alkoholsüchtigen und gewalttätigen Vater, einer wehrlosen Mutter und einem kleinen Bruder besteht. Nicht bei allen Problemen können sie sich unterstützen. Jim fühlt sich so schwach neben seiner tuffen Schwester, die zugucken muss, wie er vom Vater blutig geschlagen wird, bis er sich nicht mehr rühren kann. Mandy wiederum hat ihrem Bruder verschwiegen, dass sie seit Jahren von dem Vater missbraucht wird. Beide greifen sie zu dem Mittel des Vergessens, das auch ihr Vater benutzt: zum Alkohol. Als Jim völlig betrunken den kleinen Bruder Billy schlägt, verliert Mandy die Hoffnung, dass sie beide anders werden könnten als ihre Eltern. Sie glaubt nicht mehr daran, dass sie mit ihrem Freund Jeremy eine glückliche Familie gründen kann und dass ihr Bruder mit der schönen und redegewandten Leslie eine Zukunft haben wird. Sie wirft sich vor den Zug.

"No exit" ist eine schonungslose und realitätsnahe Analyse der vielfältigen Abhängigkeiten in einer Suchtfamilie. Das Junge Schauspiel Hannover hat unter dem Regisseur Tobias Herzberg eine schnelle, sensible und berührende Inszenierung auf dem Kaltstart-Festival gezeigt. Die graue schräge Holzwand auf der leeren Bühne wird zum Rodelberg, zum Hausdach und zur Wand, gegen die man immer wieder läuft. Die tollen Schauspieler sind in jeder Sekunde gläubigwürdig. So zittert Jim, schwitzt, rast, heult und läuft bis zur völligen Erschöpfung wie ein gefangenes Tier in seinem Lebenskäfig gegen die Gitterstäbe. Seine Schwester ist tot, darf er weiter leben? Darf er sich ein besseres Leben wünschen? Oder gibt es kein Entkommen?

Birgit Schmalmack vom 14.7.08