La Sangre


www.hamburgtheater.de

Meditative Reise zu den Wurzeln

Töne umspülen die weiße Bühne wie das sanfte Blubbern der Ursuppe. Hinter einem weißen Schirm wird der Schatten einer Person sichtbar. Seltsame Fortsätze hat sie an ihren Armen und Beinen. Als sie aus dem Schatten ins fahle Licht tritt, wird erkennbar warum: Ihr weites Gewand verbirgt nicht nur ihren Kopf sondern hat als Fortsetzung der Arme lange blattartige Schleppen. Ein Fuß ist zu einer roten Filzwurzel geworden. Erdkontakt wird aufgenommen. Langsam meditativ schält sich die Tänzerin aus ihren Faunagewändern. Doch statt ihrer menschlichen Hände besitzt die Erdfrau lange Wurzeln an ihren einzelnen Fingern. Blutrot sind sie wie ihre Fußwurzeln.

Wunderschöne und eindrucksvolle Bilder schafft die Choreographin und Tänzerin Elizabeth Ladrón de Guevara. Einflüsse aus dem Tai-Chi mischen sich in ihren Tanz. In immer wieder neuem Licht erscheinen sie durch die einfühlsame Lichtregie. Die Kostüme (Karla Karina Junge) tragen viel zum Gelingen dieser Arbeit über die Wurzeln des Menschen bei. Bis Guevara sich als Mensch frei entfalten darf, legt sie einen langen Entwicklungsweg zurück. Erst als sie vor der Wahl steht, ob sie Vamp, Bauarbeiter oder eine fröhliche, freie Frau werden soll, tanzt sie schwungvoll, ausladend und raumgreifender. Eine Frau, die fest auf dem Boden steht, weil sie um ihre Wurzeln weiß, erobert sich selbstbewusst ihren Lebensraum.

Langen begeisterten Beifall bekam sie bei der Premiere im Sprechwerk.

Birgit Schmalmack vom 2.11.07