Entschleunigung #2 - Beyond history


Zur Kritik von
Abendblatt vom 17.2.08

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Doping wird überflüssig

Eine Taschenlampe beleuchtet einzelne Felder eines riesigen Wandgemäldes. Ebenso erfasst der Betrachter beim Begreifen von Geschichte nur vermeintlich die großen Zusammenhänge. In modernen History Event Center wie in Abu Dabi das "Beyond history" dagegen soll hautnahes Erleben das Einfühlen möglich machen. Doch was passiert? Millionen Jahre schnurren auf wenige scheinbar entscheidende Ereignisse zusammen. So werden stringente Entwicklungen nur vorgetäuscht. Ist schon das Leben eines einzelnen Menschen keine "runde Sache", kann es die gesamte Menschheitsgeschichte wohl erst recht nicht sein.

"Beyond history" mit den beiden Schauspielern Jörg Uter und Irene Kugler war ein würdiger Abschluss eines vorwiegend heiteren Abends, der zuvor vier Regiearbeiten von Studenten der Theaterakademie im Rangfoyer zeigte. Immer wieder eingeleitet von den zwei ernsthaft um die Weltrettung bemühten Clowns (grandios gespielt von Tim Grobe und Samuel Weiss) wurden absurde, komische und anrührende Szenen aus dem Leben einzelner Menschen gezeigt. Die Bedeutung des öffentlichen Nahverkehrs für ein Ehepaar wurde ebenso ergründet wie die Totalvereinnahmung durch das "Third life" und die dramatische Begegnung zwischen einer biederen Blumenverkäuferin und einem allzu lässigen Studenten. Mit leichter Hand und wenig Aufwand inszenierten die Regisseure David Gieselmann, Tim Staffel, Bernhard Studlar, Johanna Kaptein zum »Rasender Stillstand« die durchgehend interessanten Texte. Ein tolles, prall gefülltes Programm als Beitrag zur Reihe "Entschleunigung".

Birgit Schmalmack vom 3.2.08