Betrügen


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Gesehen werden

Sie wollen gesehen werden. Darum geht den Jet-Settern in erster Linie. In zweiter um das Feiern, um die Unterhaltung, um das pralle Leben. Der richtige Auftritt braucht natürlich eine sorgsam ausgefeilte Strategie. Der Präsident des Jet-Sets Douk Saga, kommt mit seinem Gefolge nie ohne Ankündigung in einen Club. Immer wird ein gut sichtbarer Tisch vorbestellt. Immer kommen die Mitglieder des Jet-Sets Stunden zu spät und bleiben nur kurz. Die Spannung wird klug aufgebaut und mit einem überraschenden Auftritt auf hohem Niveau gehalten. Eine akzentuierte Tanzeinlage der ivorischen Musik- und Tanzstars in ihren sorgsam ausgewählten Designer-Klamotten, die den wohl gestählten Körper gut zur Geltung bringen, sorgt für Aufmerksamkeit für den folgenden Höhepunkt: Die Jet-Setter beginnen, bevor sie wieder entschwinden, zu "arbeiten": Für sie bedeutet das, dass sie mit Geldscheinen um sich werfen.

Doch der Titel der Performance von Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen verrät, um was es bei dieser Show geht: Um einen Vorgang des Betrügens. Die Jet-Setter sind alles andere als reich. Es gilt zu verbergen, dass sie in prekären Verhältnisse in Pariser Banlieus leben. Sie veranstalten ihre Events um Aufmerksamkeit zu erhaschen in einer Welt, die ihnen nur eine Randexistenz zugesteht.

Der Schauspieler Hauke Heumann begleitet die drei Performer Franck Edmond Yao und Gotta Depri von der Elfenbeinküste und den Pariser DJ Meko. Er übersetzt ihre französischen Erzählungen nicht nur in sprachlicher Hinsicht, sondern stellt auch eine Verständnisbrücke für die Theaterauffassung der Drei dar. Sie halten sich für die wahren Akteure, weil ihr Leben eine durchgehende Performance sei. Seine Vergleiche mit dem deutschen Regietheater ziehen einen ironischen Vergleich zu deutschen Auswüchsen der Unterhaltungskultur.

Birgit Schmalmack vom 26.2.09