Game over


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Das Spiel ist aus

Beim Spielen auf seiner Playstation fühlt sich Sam am wohlsten. Hier hat er alles unter Kontrolle und kann die Figuren ganz nach seinen eigenen Wünschen lenken. Im wirklichen Leben klappt das zu seinem Leidwesen überhaupt nicht. Der Vater ist ausgezogen und beantwortet nicht einmal die Emails seines Sohnes. Die Mutter hat ihren neuen Freund in der Wohnung einquartiert. Nun will auch noch dessen Tochter Henrike mit einziehen und packt ihre Sachen in Sams Zimmer. Ein Glück dass Sam seinen besten Freund Alex hat, zu dem er sich immer wieder verdrücken kann. Als der sich nun aber ausgerechnet sein Interesse an Henrike bekundet, fühlt Sam sich komplett im Stich gelassen. Er sucht Halt bei seinen neuen Freunden aus der rechtsradikalen Szene.

Der Wettbewerbsieger der Kunststücke des letzten Jahres gelangt unter der Regie der Autorin Kristin Anderegg im Theater in der Basilika zur Aufführung. Mit nur vier Darstellern und einer äußerst einfachen und vielseitigen Bühnenausstattung aus vier Kisten geling es ihr durch schnelle Schnitte, kurze Szenen und stimmige Musik eine Spannung zu erzeugen, die gleichermaßen das junge wie das ältere Publikum anspricht. Mit den computeranimierten Figuren und Räumen, die aus Second Life entliehen sein könnten, wird der Bühnenhintergrund je nach Szene effektiv und passend umgestaltet. Alle Figuren sind differenziert geschildert und verbieten so vorschnelle Urteile über ihr Handeln. Ein temporeiches Stück, das zum Nachdenken über das Entstehen von Gewaltfantasien anregt.

Birgit Schmalmack vom 3.3.09