Penthesilea


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Liebesschlachtfeld

Die Bühne gleicht einem düsteren, nebligen Schlachtfeld. Wie Särge liegen die schwarzen Kisten in Reih und Glied auf der Bühne. Erst langsam schälen sich die Personen aus dem Dunkel. "Über diese Ebene grollt unverrückt die Schlacht..." Troja ist umkämpft von Griechen und Trojanern. Da rücken die Amazonen unter Penthesilea an. Diese unerschrockenen Frauen, die sich ihre Männer erobern und nach ihrer Pflichterfüllung im Bett wieder zurückschicken.

Hier inmitten des Kampfgetümmels erblicken sich Achill und Penthesilea zum ersten Mal. Er in goldenem Boxeroutfit, sie in goldenen Partykleidchen. Zum Machtkampf zwischen Mann und Frau wird die Liebe bei Archill und Penthesilea. Mal reckt sie die Arme im Siegesrausch nach oben, mal er. Nur für kurze Zeit wälzen sie sich in einem nassen Spaßkampf auf dem Boden, dann ist die Romantikepisode wieder vorbei. Als sie erfährt, dass sie ihm im ersten Kampfe unterlegen war, lehnt sie eine Fortführung ihrer Beziehung ab. Sie mag sie ihm nicht unterwerfen. Er fordert sie erneut im Kampf heraus, doch nur zum Schein, damit sie ihn dieses Mal besiegen kann. Unfähig zur Liebe schlägt sie ihren Hunden gleich ihre Zähne in seinen Hals. Der Schaum, der zum Schluss den Bühnenboden bedeckt, glänzt rot vor Blut ihres Liebhabers, den sie eigenhändig ermordet hat.

Anne-Sophie Domenz hat in ihrer Diplominszenierung viel Raum für Experimente geschaffen. Die Lichtregie ließ das Geschehen mal im Dunklen, mal im gleißenden Gegenlicht, mal im Stakkato über weite Strecken fast unerkennbar werden. Der von Kleist zitierte Elefant trampelt als überlebensgroße Puppe mit metallnem Rüssel über die Bühne und wirft mit lautem Getöse die Kästen durcheinander. Die Sinnlichkeit der kurzzeitigen Liebesvereinigung zeigt Domenz mit Hilfe des Elementes Wasser. Penthesilea vollführt einen Fruchtbarkeitstanz mit einer Fontäne aus einer Wasserpumpe. Auf algenartigen Plastikspänen wälzen sich die Beiden in kurzzeitiger Ekstase. Betty Freudenberg ist genau die richtige Darstellerin für Domenz Inszenierungsansatz. Sie tänzelt, spielt, schreit, säuselt Kleist Text. Sie gleitet nicht nur auf dem Schaum sondern auf die Sprache durch das Drama des Krieges. Kathrin Bethke kann mithalten, aber viele der anderen Darsteller sehen neben ihr blass aus. Domenz liefert einen spannungsreichen Abend, der noch überzeugender gewesen wäre, wenn sie auf ein paar der Spielereien hätte verzichten können.

Birgit Schmalmack vom 1.3.11