Lovegames


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Matratzenspiele

"Spüre deine Energie, nimms leicht, atme tief." Das sind die Ratschläge der Wellnessberaterin, die die Zuschauer durch den Abend und die Darsteller durch ihr Leben geleitet. Mit leichter Hand stapelt sie die Matratzen zu einem Turm auf. Ihre Kunden tun sich damit wesentlich schwerer: Sie rollen, schieben, schleppen, stolpern mit ihren Matratzen herein. Bis sie den Turm endlich bis hoch zur Decke gestapelt haben, bedarf es einiger sanfter, dirigierender Handbewegungen der Lebensberaterin.

Auf die oberste springt Lothar, sein Freund Peter bleibt unten sitzen. "Was hältst du von einem Dreier?" Lothars Frage lässt Peter aufhorchen und führt direkt in eine unangenehme Beziehungsphase des Zweifelns und Hinterfragens.

Der Turm kippt um. Zwei Stimmen sind zu hören. Sascha hat einen Entschluss gefasst, den er seiner Geliebten mitteilt: Er will seine Frau verlassen. Doch statt Begeisterung hört er nur von Saskia ein klares Nein. Sie will keine zweite Hildegard werden.

Auch Edith ist nach 25 Jahren gelangweilt von Ehemann Wolfgang. Er hasst Veränderung und sie die Gleichförmigkeit. Statt eines neuen Hauses will er sie nur mit dem Kauf eines neuen Bettes abspeisen.

Während die Studentin Eva sich mit Cybersex auf ihre Entjungferung vorbereitet, stürzt sich ihre Freundin Hannah lieber leibhaftig in die Matratzen. Sie sucht das Abenteuer, die Erfahrung und die Abwechselung. Die Witwe Agnes entdeckt nach einem Trauerjahr, dass ihr Mann sie ständig betrogen hat und nutzt diese Erkenntnis, um sich endlich ihres schlechten Gewissens bei der Befriedigung eigener Bedürfnisse zu entledigen.

Die "Liebesspieler" verstecken sich unter den Matratzen, schichten sie zu Gebirgen, Stapeln, Tunneln, nutzen sie als Trampolin, Domino und bewegliche Wand. Die Ideenvielfalt von Bühnenbild (Marcel Weinand und Heike Böttcher) und Regie (Sabine Middel) im Umgang mit dem Material ist beeindruckend. Den intelligenten Text von Esther Kaufmann hat Middel mit tiefgründigem Witz, genau beobachtendem Feingespür und akkuratem Timing umgesetzt. Der Abend lohnt unbedingt einen Besuch im Lichthof.

Birgit Schmalmack vom 1.3.11