Break point of love- Das Pumpwerk


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Premiere im Pumpwerk

Drei Männer (Jon Buckels, Carsten Clemens, Florian Bücking), eine Frau (Susana Beiro) und jede Menge Bier. Das ist die Grundkonstellation für "I wonna beer a dancer". Mit allerlei Kunststückchen, unterstützt durch bunte Spielzeuginstrumente, versuchen die zwei Männer, die sich die Zeit am Tresen mit Biertrinken vertreiben, die Aufmerksamkeit der schönen Frau zu erlangen, die in regelmäßigen Abständen den Raum durchquert. Erfolgreich sind sie erst, als einer der Männer ein großes Paket hereinrollt, dem mit lautem Papierraketenknall ein leibhafter Mann auf Rollerblades entsteigt und eine gekonnte Tanzeinlage vorführt. Das Interesse der Frau ist geweckt, doch leider nicht für den Überbringer des Geschenks sondern für das Präsent selber. Die Frau verschwindet mit ihm und den zwei zurückbleibenden Männern bleibt nur, sich mit dem verbleibenden Bierdosenvorrat zu trösten.

Nach diesem amüsanten Appetizer zeigte Esfenoides die Premiere des Abends: "Break point of love", in der der magische Moment des Kennenlernens erkundet wird. Zwei Menschen begegnen sich. Mit einer Zeitmaschine werden sie in die Vergangenheit und in die Zukunft geschleudert. In schnellen Schnitten wird die Begegnung der Geschlechter mal Anfang des vorherigen Jahrhunderts, im Urwald, als Affen und schließlich in Zeiten des Internets gezeigt.  Man erkennt: Das Verlieben ist immer ein wenig von Illusionen geprägt. Wenn sie allerdings übermächtig werden, verhindern sie eine wahrhaftige Kommunikation, die Voraussetzung der Liebe ist.

Das wird in folgender Szene reflektiert: Rein virtuell ist die erste Kontaktaufnahme, die per Videopojektion zu sehen ist. Im  Netz können die Frau und der Mann ein so geschöntes Bild von sich selbst zeichnen, dass die gegenseitigen Erwartungen in unerreichbare Höhen geschraubt werden. Wie sich dann das erste, reale Treffen abspielt, zeigen Jose-Fernando Andrade und Meritxell Campos eindrucksvoll auf der Bühne. Die Frau hat ihren Busen und der Mann seine Muskelpakete dafür extra per Plastikeinlage aufgeplustert. Die herbe Enttäuschung angesichts der ernüchternden Realität ist vorprogrammiert. Die Wunschfiktion hält den Tatsachen nicht stand und das Kennenlernen der wahren Personen findet nicht statt.

Im letzten Setting liegen die Beiden auf der Leinwand in ihren jeweiligen Betten und hängen getrennt voneinander virtuellen Träumen nach, die durch Elektrostimulation erzeugt werden. Auf der Bühne begegnen sich die beiden dagegen ganz natürlich an einem schönen Strand. Sie tauchen gemeinsam in das Element Wasser ein und kosten die erotischen Momente ihres Zusammenseins voll aus. Doch auch diese Harmonie erweist sich als störanfällig. Zum Schluss befindet sich jeder von ihnen wieder in einem eigenen Kosmos, unfähig die Grenzen zum Gegenüber zu überwinden.

Choreograph Jose-Fernando Andrade, der mit seiner Tanzpartnerin Meritxell Campos diese Arbeit in der Halle des Pumpwerkes zeigte, bedient sich für "Break point of love" nicht nur der Sprache des Tanzes. In den Spiel-Szenen sind die beiden Tänzer auch als Schauspieler mit kleinen improvisierten Dialogen zu sehen und hören. Ausdrucksstärker sind allerdings die Momente, in denen sich das Team ganz auf das Ausdrucksmittel ihrer Körper und des Tanzes verlässt. In der letzten Szene zeigen sie, dass es dann keiner zusätzlichen Erklärungen bedarf. Hier sprechen ihre Körper und die durch sie erschaffenen Bilder für sich.

Birgit Schmalmack vom 8.8.08