Müde Menschen in einem Raum


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Spiel mit dem Leben

Sieben Menschen treffen sich zu einer Party. Anlass ist das vierte Scheidungsjubiläum von Egon (Oliver Törner) und Marlene (Friederike Brüheim). Ihre Nichte Thea (Theresa Rose), der Kollege Leon, dessen Sohn Cecil und Marlenes Schwester Sara (Susanne Pollmeier) sind eingeladen. Die Großmutter ist zwar nicht eingeladen, aber dennoch stets im Haus präsent, weil sie jedem ungefragt ihre religiösen Wahnvorstellungen entgegen schleudert. Wie ein Gespenst umkreist sie die Plattform in der Mitte, auf der sich die übrigen Sechs begegnen. Alle sind sie auf der Suche, vielleicht sogar nach dem, was die Großmutter stets im Munde führt: nach der Liebe, nach der intensiven Begegnung. Doch sie sind unfähig sich wahrhaftig zu begegnen. Kommt der eine dem anderen zu nahe, bricht sein Gegenüber schnell wieder aus. Zu groß sind die Verletzungen, die alle bis zu diesem Punkt in ihrem Leben schon erlitten haben. Der einzige, der sein Leben noch in aller Unbeschwertheit vor sich liegen sieht, ist der lässige Cecil, der sein Leben am liebsten dem reinen Genuss widmen würde. Als er die unbefriedigte Sara, die vor ungenutzter Energie sprüht, sieht, will er gerade in ihr, der Schauspielerin, die einzig echte Person unter all den Wachsfiguren der übrigen Partygäste erkennen. Sie will endlich das Leben spüren und lässt sich auf den jungen ungestümen Mann ein. Dieser Versuch wird ihr den bühnenreifen, hochdramatischen Abgang bescheren, den sie sich immer gewünscht hat.

Nino Haratischwili hat Text und Regie gleichzeitig übernommen. Ihr ist mit ihren hervorragenden Schauspielern die Balance zwischen makaberen Spaß, beißender Ironie und bitterem Ernst wunderbar gelungen. Auf der Wohnzimmerarena werden die Kämpfe um Nähe und Distanz vorgeführt. Das Ende der Großmutter vor Augen ringen sie um einen Sinn in ihrem Leben. Eine kurzweilige schnelle Inszenierung, die zunächst zum Lachen verführt und es dann im Halse stecken bleiben lässt.

Birgit Schmalmack vom 13.10.08