Ich bin kein Fisch


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Volles Risiko

Mit einer schwarzen Plane ist die ganze Bühne im Kulturhaus 73 ausgelegt. Im Laufe der Vorstellung von "Ich bin kein Fisch" wird klar: Sie wird gebraucht. Der Thalia Schauspieler Felix Knopp verlangt als Regisseur von seinen Darstellern ganzen Einsatz.

Die Jugendzeit ist eine Zeit des Risikos. Es geht stets um das gefühlte Alles oder Nichts. Der Text von Ferdinand Bruckner "Krankheit der Jugend" hat genau diesen Absolutheitsanspruch an das eigene Leben zum Thema. Mit ihm beginnt der Collageabend von Knopp, in dem er wie durch ein Brennglas die Befindlichkeit der Jugend betrachtet.

Gleich zu Beginn überschüttet sich Irene mit drei Eimern Wasser. Zitternd offenbart sie Bubi, dem Gespielen von Marie, ihren ganzen Lebensfrust. Der halb irritierte und halb geschmeichelte Jungmann sieht eine Aufgabe für sich und erbarmt sich ihrer. Was bedeutet, dass die nächste Begegnung zwischen Marie und Irene weniger harmonisch ausfällt. Sie schlägt Marie eine Torte ins Gesicht. Die revanchiert sich gerne und taucht die Nebenbuhlerin kopfüber in den Wasserbottich.

Ähnlich emotional und zugleich hochkonzentriert geht Knopp auch die anderen eingeflochtenen Szenen, z.B. aus "Psychose 4.48", an. Er spielt gekonnt mit dem Kontrast zwischen leisen Tönen und lauten Gefühlsausbrüchen. Knopp gab den Absolventen Gelegenheit ihr Talent in voller Bandbreite zur Geltung zu bringen. Die Absolventen der Schauspielstudios Frese (Jaques Freyber, Anne Harten, Marie Kienecker, Johanna Lehmann, Hanka Schmidt) nahmen alle Herausforderungen der Regie souverän. Glaubwürdig kam bei diesem mitreißenden Abend bei den Zuschauern an: Die Jugend ist eine Phase des Lebens, für die es wohl nie eine Risikoversicherung geben wird.

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Birgit Schmalmack vom 26.6.08