Tolles Finale 06

Das Finale der Theaterakademie im Malersaal fügt sich gut in die Partystimmung auf den Straßen ein: Viel interessantes Theater war zu sehen gewesen in der einen Woche vom 3.7 -8.7.06 und gab Anlass zum Feiern.

Einige Arbeiten ragten aus den gezeigten Stücken heraus. Mit "Satori Chicken" begab sich Regisseurin Jette Steckel auf die schwierige Suche nach Sinn und Wahrheit. Eine junge intelligente Frau (Bettina Kerl) versucht an der Universität Weisheit statt Wissen zu bekommen, doch sie findet keine Antworten auf ihre Fragen. Ernüchtert wendet sie sich der Religion zu. Das gefällt ihren ebenso geistreichen älteren Bruder (Wolfgang Menardi) gar nicht. Zusammen begeben sie sich auf den mühseligen Weg der Erkenntnis. Das grandiose Bühnenbild von Florian Lösche zeigt eine ansteigende Ebene, die wie eine Tafel beschichtet ist. Auf ihm können beim Abgleiten alle Fragen mit Kreide notiert und ausradiert werden. Die hervorragenden Schauspieler loten gekonnt jeden Ton ihrer Sisyphos-Arbeit aus. Die kettenrauchende Mutter (Verena Reichhardt) mit ihrem Patronenhalfter am Kleid, der statt mit Munition mit Zigaretten bestückt ist, ist ein kostümbildnerisches Highlight am Rande. Eine herausragende Inszenierung.

Eine weitere runde Arbeit ist "Z." in der Regie von Nino Haratischwili. Eine Frau (Nadine Nollau) und ein Mann (Jacob Weigert) sind zusammen in einem Unigebäude eingeschlossen worden und müssen eine Nacht zusammen verbringen. Wie sich dabei auf die Nerven gehen, langsam auf die Pelle rücken und immer intimer werden, ist ein tiefgründiges Kabinettstückchen, das kaum eine Frage unberührt lässt. Identität, Glück, Liebe, Sex, Wünsche, Träume und Ernüchterung - alles wird im Laufe der langen Nacht zum Thema.

Erwähnen muss man außerdem ein weiteres Stück: "Das Mädchen aus der Streichholzfabrik" nach Kaurismäki in der Regie von Julia Hölscher. Eine sehr ungewöhnliche Arbeit mit dem Mut zu einer provozierenden Form. Über weite Strecken wird ganz auf Worte verzichtet. Die Regisseurin lässt ihre Darsteller durch sparsame Bewegungen und Geräusche Stimmungen erzeugen und Geschichten erzählen. Das gelingt größtenteils, erforderte aber einen hohen Grad an Aufmerksamkeit bei den Zuschauern.

Andere Stücke zielten eher darauf ab, den jungen Schauspielern (hier aus dem 3. Semester)Gelegenheit zum vielfältigen Spiel zu geben. In "Ha! Dieser Brief!" konnten sie ihre Talente in einzelnen Szenen aus "Kabale und Liebe" in ständig wechselnder Besetzung zur Geltung bringen. Trotz der Kürze der Zeit und Verknappung der Handlung konnten sie die Konflikte eindringlich herausgearbeiten. Ihre komischen Talente bewiesen sie dagegen in "...und noch mal über die Liebe oder es tut verdammt weh". Fünf tragik-komische Liebesgeschichten wurden in der lockeren Szenenfolge mit gleicher Besetzung erzählt.

Schon jetzt darf man gespannt sein auf das nächste Finale, das zum Glück nicht erst in vier Jahren stattfinden wird.

Birgit Schmalmack vom 11.7.06