Die Räuber


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Frisch lackiert

Ein Spielautomat hinter Sperrmüllsofa - nichts erinnert beim Treffpunkt der "Räuber" an die böhmischen Wälder. Denn hier hausen die Rebellen von heute. Punk, Karate-Fan, Schmalzlocke, Sunny-Boy - alle dürfen mitmachen, wenn sie nur Treue bis in den Tod schwören. Zu verlieren haben sie nichts mehr - auch nicht der smarte Karl von Moor (Patrick Abozen). Sein Vater hat ihn enterbt. Später stellt sich dies zwar als eine List seines eifersüchtigen Bruders Franz (Gunnar Frietsch) heraus, aber da ist schon zu viel Blut geflossen, als dass Karl einfach zu seiner geliebten Amalie (Diana Ebert) und seinem verehrten Vater zurückkehren könnte. Neben dem vermeintlichen harten Kerl Karl darf sich eine starke Frau zeigen. Amalie verheimlicht im halbtransparenten Kleidchen ihre Weiblichkeit nicht, demonstriert aber Kette rauchend ihre standhafte Entschlossenheit Karl die Treue bis in den Tod zu halten.

Die Theatermacher (Regisseur: Michael Jurgons) verstehen ihr Handwerk. Mit viel frischem jugendlichen Schwung peppen sie klassische Theatertexte für heutiges Publikum auf, ohne sie gewaltsam zu aktualisieren.

Sie scheuen vor starken Emotionen und hehren Werten wie Ehre und Treue nicht zurück. Diese werden zwar heute gerne ins Regal der Erinnerungen an frühere Zeiten gestellt, erscheinen aber unter dem Scheinwerferlicht der Theatermacher wie frisch lackiert.

Birgit Schmalmack vom 10.9.09