Richard - Solo eines Königs


Zur Kritik von
mopo
Abendblatt
Welt
Deutschlandradio

Zum Bericht von
Abendblatt

www.hamburgtheater.de

Das leere Ich

Richard versucht seinen Kerker mit der Welt zu vergleichen, doch im Gegensatz zu ihr, gibt es hier keine Menschen. So ist er gezwungen, alle Gesprächspartner in seiner Fantasie zu erschaffen. Im Erinnern an die Personen, die ihn in seinem Leben begegneten, versucht er sein Sein zu finden, neu zu erfinden. Doch er muss feststellen: Ist er kein König mehr, ist er kein Richard mehr. Ein Selbst ohne sein von Gott verliehenes Amt ist ihm nicht vorstellbar. Nachdem der Konkurrent Bolingbroke, den er zunächst in die Verbannung schickte, eine Revolte gegen ihn anzettelte und ihn anschließend entmachtete, ist sein Leid übermächtig. Eine leere, nutzlose Ich-Hülle bleibt übrig.

Regisseurin Cornelia Rainer hat das Shakespeare-Solo, das nach dem Ende von "The life and the death of Richard the second" beginnt, als eindringlichen Monolog von Sven-Eric Bechtolf inszeniert. Vor schwarz-weißer Kerkerkulisse agiert der gebrochene Machthaber in all den Rollen seiner imaginierten Gesprächspartner. Bechtolf spielt sie virtuos aus und erntete am gestrigen Premierenabend begeisterten Applaus, der auch das Regieteam mit einschloss.

Birgit Schmalmack vom 16.11.09