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Interkultureller Tanz-Dialog

Jochen Roller trifft auf Franck Edmond Yao, den Star der ivorischen Tanzszene. Größer könnten die Kontraste schon nicht äußerlich nicht sein: der schlaksige, magere, weiße Jochen steht neben dem muskulösen, durchtrainierten, schwarzen Frank. Tanzen können sie beide, aber welch ein Unterschied in ihren Bewegungsrepertoire! Versuchen sie einander nachzumachen, wird das unwillkürlich zu einer Komiknummer. Gegenseitig spiegeln sie sich und können dabei ihre eigenen Vorstellungen vom Tanz nicht verbergen. Frank bevorzugt die schnellen Muskelzuckungen, die jeden Körperteil einzeln in Wallungen bringen können. Er wechselt seinen Platz nur, wenn er einen Grund dafür sieht. Seine Tänze haben Namen und Geschichten, sonst sind sie für ihn "Bastarde", die man besser nicht tanzen sollte. Rollers weit ausgreifenden Imaginationstänzen kann Franck dagegen gar nichts abgewinnen. Mag dieser damit in Europa auch Geld verdient haben, in der Elfenbeinküste käme er damit auf keinen Fall an, schüttelt Frank mitleidig den Kopf. Die interkulturelle Begegnung der beiden Tänzer versucht durch Zuschauen, Nachmachen und Erklären die Tanzsprache des anderen zu verstehen. Daran lassen die beiden das Publikum teilhaben und servieren ihnen so eine höchst vergnügliche Tanzlehrstunde, die über den Tellerrand hinausblicken lässt.

Birgit Schmalmack vom 14.2.10