Flüchtlinge


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Die Beziehungen nach Konfuzius

Nach Konfuzius bestimmen die Beziehungen zwischen den Menschen die moralische Qualität der Lebensführung. Nur strenge Regeln des Zusammenlebens ermöglichen ständige Verbesserungen.

Anhand dieser Lebensregeln wird das Leben einer chinesischen Familie in Singapur beleuchtet. Schon über die Frage, aus wie vielen Mitgliedern der Familie besteht, herrscht Uneinigkeit. Gehört der Großvater mit dazu? Oder vielleicht sogar die tote Oma, die für ihn als Geist in der Wohnung existiert?

Die Frage der Religion sorgt ebenso für Unstimmigkeiten: Die Mutter tritt zum Christentum über, weil der Pfarrer so schön predigt. Der Vater glaubt an Buddha, obwohl der aus Indien stammt und er Inder hasst. Die Tochter findet Religion zu kompliziert. Der intelligente Sohn stellt eher Fragen als Antworten zu finden. Er will die Welt verbessern. Sein toleranter Liberalismus stellt nicht nur den Rassismus seines Vaters und der Armee, in der er gerade seinen Wehrdienst ableistet, in Frage, sondern auch die seines malaysischen Kumpels. Dem ist sein aufopferungsvolles Gutmenschentum nicht geheuer.

Unter der Spielleitung von Jonas Zipf hat das Spielerteam aus Felix Knopp, Sandra Flubacher, Birte Schnöink und Sebastian Zimmler eine wunderbar lebendige, spritzige Inszenierung gemacht. Bewusst wird mit der Unfertigkeit des Abends gespielt. Notenständer halten die Textvorlage, in der eifrig geblättert wird, obwohl sie natürlich niemand braucht. Schnell wird zwischen den Rollen gewechselt, indem ein anders Kleidungsstück übergestreift wird. So entsteht ein vielschichtiges Bild des komplizierten, nur anscheinend klar strukturierten Lebens in dem Inselstaat Singapur. Denn eine Beziehungsregel sparte Konfuzius wohl aus: Für das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien und Religionen gibt er keine befriedigenden Vorbilder.

Birgit Schmalmack vom 25.6.10