Harold and Maude


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Blick fürs Wesentliche

Auf einer Beerdigung haben sie sich kennen gelernt: die 79-jährige lebenslustige Maude und der 18-jährige lebensmüde Harold. Eine anrührende Liebesgeschichte beginnt, die Harold wieder in das Leben zurückführen wird.

Hinter einem Gazevorhang lebte Harold bisher in seiner Kammer. Zur Welt hatte er nur Kontakt, um wieder mit einem neuen Selbstmordtrick für Aufmerksamkeit zu sorgen. Auf der linken Seite liegt sein Psychiater gleich selbst auf der Couch und lässt ihn einen Gegenstand aussuchen, der seine Beziehung zu seiner Mutter symbolisiere. Harold geht zielstrebig auf die rechte Seite und dreht den Lehnsessel um, auf dem seine Mutter (Marina Wandruszka) apathisch hängt. Auf seine Selbstmorde reagiert sie mittlerweile nur noch mit einem müden: "Ach nicht schon wieder!" Dann folgt eine weitere lange, resignierte Lamento-Arie.

Maude lebt ganz anders: In ihrem improvisierten Schachtelheim lebt sie mit Entdecktem, Geliehenem, Gebasteltem und Erfundenem. Harold ist fasziniert von der Neugier und Lebensfreude dieser Frau. Auch als sie sich an ihrem achtzigsten Geburtstag zu einer radikalen Veränderung entschließt, hat er von ihr so viel gelernt, dass er jetzt nicht mehr den Tod suchen muss, um das Leben zu vermeiden.

Für das Kultstück gibt es im Thalia in der Gaußstraße mit Ole Lagerpusch und Katharina Matz die Idealbesetzung für die Hauptrollen. Regisseurin Lilja Rupprecht geht unverkrampft und humorvoll an den Klassiker heran. Während sie die Beziehung zwischen Harold und Maude mit ernsthaftem Tiefgang beleuchtet, dürfen Peter Jordan und Lisa Hagemeister in wechselnden Nebenrollen die humoristischen Elemente verstärken. Gute Unterhaltung, die den Blick auf die wesentlichen Dinge im Leben schärft.

Birgit Schmalmack vom 9.12.10