Eleonora Duse - Femme fragile
Ein toupierter Haarschopf über nackten Schultern erscheint hinter
dem schwarzen Paravent. Ein rotes Taftkleid wird übergestreift und Eleonora
Duse kommt hervor. Doch das Rüschenkleid, das sie für ihre Rolle
überstreifen muss, passt ihr so wenig wie die Art der Darstellung, die
man ihr zubilligt. Sie will Shakespeare spielen und nicht die Komödien,
die die Schauspielertruppe ihres Vaters von einem italienischen Ort zum
nächsten führen. Lange wird Eleonora dafür kämpfen
müssen, bis sie mit ihrer revolutionären Art des reduzierten Spiels
Erfolg hat. Bis sie ihre weiten wallenden Gewänder überstreifen
darf, die die weibliche Figur in den Hintergrund und ihre Schauspielkunst
in den Vordergrund treten lassen. Erst jetzt kann sie ihre eigene Truppe
gründen und Tourneen führen sie durch die ganze Welt. Wer sich
auf das Ungewohnte ihrer Darstellung einlassen mag, ist von ihrer Echtheit
und Präsenz fasziniert.
Sie ist die Julia, die mit einem Arm voller weißer Rosen eine
Bühnensprache der Symbolik findet. Sie ist die Kameliendame, die im
durchscheinenden weiten Kleid ihrem Geliebten entsagt. Und sie ist die Frau
vom Meer, die sich wie die Duse nur in der Freiheit selbst finden kann. Sie
wollte sich von den übertriebenen, einstudierten Bühnenposen trennen
und suchte nach neuen Ausdrucksformen. Eine fragile Frau, die sich in ihren
Rollen und Männerbeziehungen ganz ihrem Gefühl verschrieb und dennoch
zielstrebig ihren künstlerischen Weg ging.
Diese zartfühlende und willensstarke Frau zeigt Angelika Landwehr in ihrem eindrucksvollen Solo. Sie verfolgt ihre Entwicklung schlaglichtartig anhand ihrer Männer und ihrer Rollen. Die männlichen Parts kommen dabei vom Band. Sichtbar bleibt stets nur die Frau. Spielerisch endet Landwehr mit einer expressionistisch angehauchten Choreographie, in der sich Eleonora von den Bühnenposen freitanzt.
Birgit Schmalmack vom 10.12.10