Hajusom in Bollyland


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taz (Bericht)

Retten uns die Gefühle?

Eine riesige Imago-Zelle bläst sich auf der Bühne der K2 aus Patchworkresten auf. Das letzte Rasa "Staunen" breitet sich unter den Hajusom-Mitgliedern aus, während Victor Marek an seinem Elektrosoundsystem und Ashraf Sharif Khan auf seiner Sitar für den treibenden Rhythmus sorgen. Der goldene Abschluss einer aufwühlenden Reise durch die starken Gefühle geht zu Ende.

Bollywood-Filme dienen beileibe nicht nur zum Zweck der seichten Unterhaltung. Reinigende und stärkende Wirkungen sollen sie nach dem Durchlaufen der Rasa-Stationen haben. Die "Säfte" der Darsteller sollen auf die Zuschauer übergehen und ihnen für ihr eigenes Leben Kraft und Erfahrungen geben, verrät die Expertin Varsha Thakur den Zuschauern zu Beginn. So durchläuft die neue Produktion "Hajusom in Bollyland" wie seine filmischen Vorbilder alle acht Gefühlsstufen: Liebe, Komik, Kummer, Heldentum, Angst, Ekel, Wut und Staunen.

Der roten Wut wird in einem Rapsong nachgespürt: Amelon-Maria, Sarah und Priscilla erklären, wie sie entsteht: "Sie geben sich gar keine Mühe dich zu verstehen, in dir steigt langsam eine große Wut auf!" Hinter ihnen verstellt eine rote Mauer aus dickbäuchigen Menschen den Blick auf die kleine Aminatur, die in ihrem expressiven Wut-Tanz um Aufmerksamkeit der Gesellschaft ringt.

Dem grünen Gefühl der großen Liebe kommt man im Nachspielen der Liebesszene aus dem Bollywood-Film Fanaa zum O-Ton näher. Von drei verschiedenen Paaren wird sie mit großen Gesten und ausdruckstarker Mimik unterschiedlich interpretiert: das erste schüchtern, das zweite euphorisch, das dritte berechnend.

Auch den mitreißenden Tanzeinlagen, die einige der Darsteller glatt für die nächste Bollywoodproduktion qualifizieren würden, ist zu verdanken, dass die Begeisterung der bis auf den letzten Platz gefüllten Kampnagel-Halle sich zu Jubeln und Trommeln steigerte.

Birgit Schmalmack vom 9.1.10