Hamlet ist tot

Hamlet ist tot
Das Himmelsnummernsystem
Seit Gott ist, ist der Himmel eine Maschine geworden, an der man eine Nummer zieht. Kommt deine Nummer weder auf der Achse des Bösen noch des Guten vor, bist du einfach ein Zellmüllhaufen, eine Nullnummer in der Ökonomie der Zukunft.
Die betont fröhliche Bine und der brave Oli glauben, dass sie das System verstanden haben. Selbst der langsamere Oli kann das Himmelsnummernsystem zum Schluss erklären. So sitzen sie am Ende am Küchentisch, nehmen sich an den Händen und erklären strahlend, dass sie in froher Erwartung sein dürfen. „Bei uns kommt etwas“
Über ihnen hängen die Verlierer dieses Mengenspiels auf den Schaumstoffplatten. Die inzestuösen Geschwister Dani und Mani, ihre Mutter und ihr Vater, der gerade zwei Schüsse auf seine Kinder abgeben hat.
Aber angefangen hat alles mit Hannes. Hannes ist ebenfalls durch den Todesschuss seines Vaters ins Jenseits befördert worden. Den zweiten Schuss hat Hannes Vater dann gegen sich selbst gerichtet. Zu dessen Begräbnis haben sich die Vier ehemals guten Freunde zufällig wieder getroffen „Echt total schön!“, wie die Biene immer wieder mit kreischendem Lachen betont. Doch von Echtheit ist zwischen den Vier nichts zu spüren. Kalkweiß sind ihre Gesichter geschminkt mit tiefen Ringen unter den Augen. Sie reden von ihrer Sehnsucht nach Liebe, die die Unendlichkeit der Breite atmet, diagnostizieren Befindlichkeitsdreckkonzepte, und wünschen sich anstelle der Subwohnung der Aufstieg in eine Standardwohnung. Sie sind alle von der Ahnung gekennzeichnet, dass ihre Suche nach dem Glück bzw. den vermeintlichen Glücksbringern, zum Scheitern verurteilt ist, wiegen sich aber dennoch in der Hoffnung, dass der Himmel ihnen eine Glücksnummer zugeteilt habe.
Regisseurin Christina Drechsler findet mit ihrem tollen Ensemble eine gute Balance zwischen Künstlichkeit und Ernsthaftigkeit für die Personenzeichnung, die dem zu Sprachauswüchsen neigenden Texten von Palmetshofer zu angemessener Geltung verhilft und dennoch mit ironischen Untertönen nicht spart.
Birgit Schmalmack vom 7.5.09


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