m.e.d.e.a.

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Eine Rachegöttin von heute

Gilla Cremer spannt scheinbar mühelos den Bogen vom Jahre 400 vor Christus bis ins 20. Jahrhundert nach Christus. Gekonnt verbindet sie in "m.e.d.e.a." die Enttäuschung, Verzweiflung und Rache der Medea mit den Verletzungen der Renate. Die attraktive Ehefrau im schicken schwarzen Kostüm gerät viele Jahrhunderte später in die gleiche, altbekannte Situation: Nach jahrelanger Ehe wird die Mutter von zwei Jungen von ihrem Mann gegen eine jüngere ausgetauscht. Bei einem Glas Rotwein versucht sie ihre Souveränität mühsam aufrecht zu erhalten. In Medea findet sie eine frühe Leidensgenossin, an deren Geschichte sie die Bandbreite ihrer Reaktionsmöglichkeiten durchspielen kann.

In ihrer Rückblende wird deutlich, was Medea im Gegensatz zu der kulturviert auftretenden Gattin, geprägt hat: Begriffe wie Opfer, Ehre, Blut und Stolz bestimmten ihre Erziehung. Um ihrem Ehemann heiraten zu können, musste sie ihren Bruder ermorden. Ihre Verzweiflung ist grenzenlos, als sie von diesem Mann verlassen wird. Sie hat keinen Ort, wo sie hin zurück gehen könnte. Alles hat sie diesem Mann geopfert. So entschließt sie sich zur totalen Vernichtung. Renate hatte wie sie alles auf eine Karte gesetzt: Ihr wohl situiertes Leben hängt an der Karriere ihres Mannes. Was ist sie ohne ihn?

Gilla Cremer wechselt die Rollen, Textpassagen und Stimmungen sekundenschnell in ihrem eindrucksvollen Frauensolo.

Birgit Schmalmack vom 21.10.05


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