Der moderne Tod


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Das Recht auf unseren Tod

Der Redner hinter dem holzfarbenen Stehpult stellt das Kernprojekt seiner neuen Bewegung vor. Er sei sich bewusst, dass es einige Überzeugungsarbeit in einem demokratischen Staat bedürfe, bis es sich durchsetzen ließe, aber die Logik des Projektes sei zwingend. Dem Land geht es schlecht, die Wirtschaft liegt danieder. Woran liegt es? An dem demographischen Faktor, der eine gesunde Alterspyramide auf dem Kopf stellt. Also heiße doch die logische Konsequenz etwas gegen die zunehmende Überpräsenz der Alten zu unternehmen. Mit weiteren fünf Mitstreiter versucht der Vortragende sein Publikum im Malersaal zu überzeugen: Jeder Mensch hätte im Alter an das Gemeinwohl zu denken und zur Verminderung seiner Gesundheitskosten einen natürlichen Tod in Kauf zu nehmen. Auf Lebensverlängernde kostspielige medizinische Maßnahmen sollte er zum Wohl der Allgemeinheit verzichten.

Carl-Henning Wijmarks Buch "Der moderne Tod", das Ende der Siebziger Jahre erschien, benutzt Crescentia Dünßer für eine erschreckend aktuellen Abend über aktive Sterbehilfe. Grauen, Gruseln und ungläubiges Lachen wechseln bei den höchst spannenden, provozierenden Theaterabend ab, der wohl keinen unberührt nach Hause gehen lässt. Schließlich gibt der Moderator seinen Zuschauern mit auf den Weg: Denken Sie in Ruhe über alles nach! Und verspricht: Wir sehen uns noch!

Birgit Schmalmack vom 21.1.06