Hamburg Requiem


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Kritik von
taz
Abendblatt

Wohlklang einer Utopie

"Wir haben uns die Überwindung des Todes als Ziel gesetzt", annoncieren Jan Dvorak und Thomas Fiedler vor dem geschlossenen Bühnenvorhang dem Publikum. Um für diesen Wunschtraum möglichst viele Menschen in Hamburg zu mobilisieren, hat das "Himmelfahrt Kommando" zu außergewöhnlichen Mitteln gegriffen. In der großen Kampnagelhalle K6 wurden über 80 Musiker aus Hamburg engagiert, ein großes Bühnenbild mit Showtreppe geschaffen und eine aufrührende Geschichte ersonnen, die die Massen bewegen soll. Der Komponist Dvorak hat ein Requiem komponiert, das unter der Regie von Thomas Fiedler vom Kammerchor Altona, der Harburger Kantorei, dem Trio Sonar, dem Posaunenchor der Kreuzkirche und dem Orchester Ten Ta To, einem Backgroundchor und zwei versierten Sängern und Schauspielern zur Aufführung gebracht wurde. Die Bilder des Amsterdamer Fotografen Will van Iersel illustrieren die Story um den bereits erfolgten Untergang Hamburgs und seine Wiederauferstehung. Aus der Sicht der Überlebenden wird durch die Erzähler Jan Plewka und Julia Hummer der Hergang der Ereignisse rekonstruiert und Schlussfolgerung für ihre Gegenwart gezogen. Zu unterhalterischen und rhythmischen Highlights werden die Solo- und Duoauftritte von Plewka und Hummer. Kurzfristig wird dem Publikum hier erlaubt, sich dem swingenden Wohlgefühl hinzugeben, bevor man sich wieder der ernsten Botschaft widmet.

Dass Hamburg nach seinem Niedergang durch Hitze, Überschwemmungen und Explosionen zu neuem Glanz erwacht ist, dient als Beweis für die Thesen des Kommandos Himmelfahrt. Die Überwindung des Todes und der anderen Schwächen des Menschen auf Erden ist machbar, wenn nur genügend Mitstreiter gewonnen werden. In der K6 gelang das esoterisch angehauchte Endzeit- und Wiederauferstehungsprojekt. Ob die Zuschauer sich allerdings davon beseelt den Zielsetzungen des Kommandos anschließen werden, darf noch bezweifelt werden. Eine wohlklingende Utopie war es trotzdem.

Birgit Schmalmack vom 26.10.08