Mutter Afrika


Zur
Kritik
von
mopo
Welt
Abendblatt

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Packende Geschichte

Attenquam muss seine Kinder als Sklaven verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen. Er selber war für den Sklavenhändler schon zu alt und nicht mehr interessant genug. Die Kinder werden auseinander gerissen. Der Sohn kommt zu einem holländischen Plantagenbesitzer und wird von ihm aufs Brutalste erniedrigt. Seine Schwester trifft es besser. Der neue niederländische Statthalter und seine Frau sind noch frei von dem rassistischen Gedankengut der übrigen Weißen. Sie nehmen Aba wie eine Pflegetochter auf. Das kann die weiße Gesellschaft natürlich nicht dulden. "Wie sollen wir die schwarze Mehrheit in Schach halten, wenn wir sie als gleichberechtigt anerkennen", wird ihnen vorgeworfen und der Vertrag nicht verlängert. Die Störenfriede sind aussortiert.

Ad de Bont erzählt in seinem Stück "Mutter Afrika" packend ein Stück Kolonialgeschichte. Zusammenhänge macht er en passant deutlich, während er die spannende Lebensgeschichte von Aba, ihrem Bruder und der "ungehorsamen" Tochter des Plantagenbesitzers erzählt. Er berichtet von der Unterdrückung, die nur durch das grausame Gewaltmonopol der Weißen aufrechterhalten werden kann. Jede andersgeartete Meinung innerhalb dieser streng geregelten Gesellschaft wird ausgemerzt, sei es nun auf Seiten der Schwarzen oder der Weißen. Zerstört sie doch die wirtschaftlich so gut funktionierende Ordnung der Ausbeutung. Er erzählt von der Liebe, die Grenzen und Regeln überwinden kann. Und er erzählt von Ohnmacht und Rache. Denn die Unterdrücker leben gefährlich. Immer wieder muss einer von Ihnen mit dem Leben bezahlen.

Die genial einfach und schlüssig gestaltete Bühne (Katrin Plötzky) zeigt eine hölzerne Schräge, die die allgegenwärtigen Peitschenhiebe knallen lässt. Sie endet in einer rückwärtigen Welle, die mit unsichtbaren Treppenstufen versehen sind. So verschwinden die Schauspieler im Halbdunkel ebenso schnell und überraschend, wie sie auftauchen. Mit nur sieben Schauspielern gelingt Regisseur Klaus Schumacher das Kunststück diese Vorlage so mitreißend umzusetzen, dass das junge Publikum auch über zweieinhalb Stunden gespannt das Geschehen auf der Bühne verfolgte.

Birgit Schmalmack vom 20.6.06