The Children`s Hour


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Wo ist das Problem?

Die Verfilmung des Stückes "The Children`s Hour" mit Audrey Hepburn und Shirley MacLaine hatte 1961 für Aufsehen gesorgt. Zeigte sie doch auf eindrückliche Weise mit zwei berühmten Filmschauspielerinnen, wozu das Gerücht einer lesbischen Beziehung führen kann.

Die beiden Frauen leiten eine private Mädchenschule im prüden England des 19. Jahrhunderts. Eine unglückliche Schülerin streut die Behauptung, die beiden Leiterinnen seien homosexuell. Dass stellt zu dieser Zeit so einen Skandal dar, dass die bloße Behauptung schon dazu führt, dass alle Eltern ihre Kinder ohne Überprüfung der Tatsachen nach Hause holen. Die beiden Frauen stehen vor den Trümmern ihres Lebenswerkes.

Die Universal Players haben sich dieses Stückes von Lillian Hellman angenommen, und zwar im 21. Jahrhundert. Unter der Regie von Jeff Caster belassen sie es klugerweise in seiner Zeit. Die Darsteller (allen voran: Nadja Minter und Julia Weitschat) schaffen es, die Klippen des Melodramatischen, die der Text durchaus enthält, zu umschiffen. Trotzdem machte es seine Sprache und Fragestellung dem vorwiegend sehr jungen Publikum nicht einfach. Wen würde heute ein solches Gerücht noch beunruhigen? Manchem Zuschauer kam dieses Stück wie ein Blick in eine sehr weit zurück liegende Zeitstufe dieser Welt vor. Diese Probleme sind - zum Glück - nicht mehr die ihrigen.

Doch wer sich jenseits der Aktualitätsfrage auf die vielschichtigen Beziehungsstrukturen zwischen den Freundinnen, dem loyalen Verlobten und den vorverurteilenden Eltern einlassen mochte, erlebte einen höchst interessanten Theaterabend, der die psychologischen Konflikte sauber herausarbeitete. Spannend zu beobachten, wie eine Notlüge eines Schulmädchens Misstrauen, Eifersucht und Hass auslösen und schließlich Leben zerstören kann.

Birgit Schmalmack vom 31.1.06