Katzenjagd


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Nichtstun tötet

Der Fressnapf, die Brekkies, die Plastikmaus - diese drei Dinge stehen immer im Kegel des Scheinwerferlichtes. Schließlich ist es eine Katze, die alles ins Rollen bringt. Mit ihrem Verschwinden setzt das Nachdenken für den Mann und die Frau ein. Da sie das Tier halb verhungert am ihrem Hochzeitstag gefunden hat, sieht sie in der Katze ein Symbol für ihre Beziehung. "Du tötest alles um dich herum, indem du nichts tust," wirft sie ihrem Mann vor. Sie, die mit mehreren Jobs gleichzeitig das Geld verdient, kann kein Verständnis mehr für ihren Mann aufbringen, der bei einem Bewerbungsgespräch über sich sagt: "Warum ich meinen letzten Job als Anwalt in einer Kanzlei gekündigt habe, weiß ich eigentlich nicht mehr." So wird die Katze auch zu einem Zeichen für seinen mangelhaften Einsatz. Nicht einmal die Aufgabe die Katze zu hüten, kann er erfüllen. So wird er auch diesen Postens von seiner Frau enthoben.

Nach Texten des Japaners Haruki Murakami ist "Katzenjagd" von Theater Plan B. entstanden. Das Stück wird im Lichthof von Regisseur Thomas Esser mit viel Gespür für die leisen Töne umgesetzt. Darsteller Hartmut Fiegen agiert sehr zurückhaltend. Er zeigt eindrucksvoll einen Langeweiler, der die Gestaltung seines Lebens scheinbar schon in jungen Jahren anderen überlassen hat. Zwischen den Textszenen zeigt er den Mann in wortlosen Sequenzen, die durch Blacks voneinander getrennt werden, in aussagekräftigen Posen. Mal versucht dieser aus der Plastikmaus einen Tee zu brauen, dann knabbert er ein paar Breckies und zuletzt nimmt er für einen Becher Tee gleich die ganze Schachtel Teebeutel.

Sein Partner Karl-Heinz Ahlers übernimmt mehrere Rollen: Er ist der "Schafsmann", der immer wieder im Flokatipelz auftaucht und ihm als Stichwortgeber für seinen inneren Monolog dient. Außerdem hat er einen sehr gelungenen Auftritt als Bote. Wie ein schmieriger Agent taucht er auf und hält mit dem überraschten Mann einen Plausch auf den knallroten Gartenliegen, während er die Nachricht der Ehefrau überbringt.

Der versierte Bühnenbildner Marcel Weinand hat wieder ganze Arbeit geleistet. Dieses Mal hat er die Wohnung des Ehepaares als Rahmenmodell eines Quaders auf die Bühne des Lichthofes gestellt. Die Rückwand besteht bei Weinand aus lauter weißen Oberhemden, die nebeneinander an langen Neonröhren aufgehängt sind. Sie bilden eine wunderbare Projektionsfläche für Sonnenaufgänge, Lichterflecken, Blumenbilder und Farbflächen.

Eine vielschichtige Inszenierung, die einen guten Anlass bot, wieder einmal den Lichthof einen Besuch abzustatten.

Birgit Schmalmack vom 15.3.06.