Polyzentral 2007


Zur Kritik zu Angika

Abendblatt
Welt

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Augenschmaus

Zu betörenden Elektroklängen schälen sich langsam fünf helle Gestalten aus dem Dunkel der Bühne. Sie schwingen ihre Körper wie zarte Pflanzen, breiten ihre Arme in die Luft und schreiten dabei nach vorne und zurück, bleiben jedoch immer auf ihrer Bahn. Minutenlang wiederholen sich die fließenden Bewegungen bis sich nach und nach kleine Veränderungen einschleichen. Plötzlich stampft eine der Tänzerinnen in schnellen Rhythmus auf den Boden, und die anderen fallen. Auf dem Klangteppich von Midival PunditZ breitet die englisch-indische Angika Dance Company ihr Tanzkunstwerk aus Bewegung, Anmut und Erhabenheit aus. Den fünf Tänzerinnen merkt man die jahrzehntelange Tanzerfahrung an. Jede Geste, jede Handhaltung, jede Drehung, jeder Sprung, jede Kopfbewegung sitzt. Hier ist nichts dem Zufall überlassen. Auch in Szenen, in denen jede einer anderen Bewegungsfolge nachgeht, ist alles bis ins Kleinste getimt.

Der erste Teil "Bhakti" zieht die Zuschauer auf Kampnagel in seinen impulsiven, rhythmusgeladenen Bann. Wie ein Sog wirkt die strömende Musik zusammen mit den fließenden Bewegungen. Anklänge an den traditionellen Tempeltanz schimmern immer wieder durch, werden aber eingebunden in eine zeitgenössische Tanzsprache, die auch den Westeuropäer gefangen nimmt. Der zweite Teil "Ether" ist meditativer ausgerichtet. Hier ist die Choreographie statischer angelegt und entwickelt sich nur langsam zu einem Miteinander der Tänzerinnen, bei dem aber wieder keinerlei Berührungen zustande kommen.

Ein Augenschmaus, der die die Zuschauer zu begeistertem Applaus animierte.

Birgit Schmalmack vom 7.5.07