Warum das Kind in der Polenta kocht


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Zur Kritik von
main rheiner (Bericht)
Wiesbadener Tageblatt

Ausland ist überall

Ihr Vater ist ein Clown. Ihre Schwester ist nur die Tochter ihres Vaters, aber nicht ihrer Mutter. Gleichzeitig ist sie die Geliebte ihres Vaters. Ihre Mutter ist die Frau, die an ihren Haaren jeden Abend unter der Zirkuskuppel hängt. Jeden Abend hat die Tochter Angst, dass ihre Mutter abstürzt. Nur nicht die Mutter ärgern, das könnte ihre Haare schwächen!

Nach ihrer Flucht aus Rumänien ist das Leben der Familie im Ausland zum Normalzustand geworden. Heimat ist nur der kleine Zirkuswagen, in dem sie auf engstem Raume lebt, und die rumänischen Gerichte, die die Mutter hier kocht. So beschreibt das Mädchen in Aglaja Veteranyis Roman "Warum das Kind in der Polenta kocht" ihr Leben als Kind einer Zirkusfamilie.

Mitten im Central Park unter dem weißen Zeltdach mit den bunten Zirkuslichtern kommt die Inszenierung vom Theater Wiesbaden bei lauem Sommerwetter bestens zur Geltung. Die Darstellerin Katalyn Bohn ist wendige Akrobatin, verspieltes Kind und reife Frau zugleich. Sie spaziert auf dem Schlappseil und klettert auf den beiden Schminktischen herum, während sie von dem Kind erzählt, das sich immer mehr in seine Fantasiewelt flüchtet. Der Musiker Bernhard Vanecek begleitet sie auf seiner Posaune, Melodika und Trommel. Eine wunderschöne, berührende Umsetzung, die die poetische Sprache der Vorlage gekonnt in Bilder und Bewegungen umsetzte.

Birgit Schmalmack v0m 17.7.09