Das letzte Feuer


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Aussteigen unmöglich!

Wie ein Mühlstein dreht sich das Leben der Bewohner des Mietshauses. In einem "Glasscherbenviertel" Berlins nahe dem Humboldthain gelegen bewegen sich die Mitglieder der Zwangswohngemeinschaft wie Hamster in einem Laufrad. Ihr Leben scheint sich ganz ohne ihre Einflussnahme zu entwickeln. Sie können ihm nur hinterherlaufen. Aussteigen aus dem Karussell des Lebens erscheint unmöglich.

Zufälliger Anfangspunkt ist der plötzliche Unfalltod eines kleinen Jungen. Der Sohn des Ehepaares Schraube (Natali Seelig, Jörg Pose) wird von einer Polizistin Edna (Lisa Hagemeister) überfahren, als sie einen vermeintlichen Terrorverdächtigen verfolgt. Es war aber nur Olaf, der bekiffte Arbeitslose, der mit seinem Kumpel (Markwart Müller-Elmau) und einer Dogge eine Wohnung teilt und sich ab und zu das Auto seiner ehemaligen Kunstlehrerin Karoline (Susanne Wolff) ausleiht. Olaf war ihr Schüler, bevor sie an Krebs erkrankte. Seit der Brustamputation unterrichtet sie nicht mehr sondern arbeitet in einer Reinigung. Sie ist die langjährige Geliebte des Herrn Schraube. Der Kriegsheimkehrer Rabe (Hans Löw) wird nur zufällig Zeuge des Todes. Er fühlt sich so schuldig, dass er sich die Finger feilt, bis die Kuppen bluten. Hoffnung auf einen Neuanfang schöpft Frau Schraube im Kontakt zu Rabe. Vielleicht kann eine neue Liebe einen Ausstieg aus dem Hamsterrad ermöglichen?

Andreas Kriegenburg erzeugt mit seiner Inszenierung auf der sich stetig kreisenden Drehbühne (Anne Ehrlich) einen Sog, der die Szenen des Textes von Dea Loher auf eine kongeniale Weise ineinander greifen lässt. Das Karussell des Lebens, das die Menschen antreibt, vor sich hertreibt, ohne Zeit zum Innehalten und Nachdenken, macht er fühlbar. Das ist anstrengend, weil auch vorhersehbar - und damit genau wie das Leben der Menschen im Glasscherbenviertel.

Birgit Schmalmack vom 6.2.08