Mozart Requiem


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Gedenke der Vergänglichkeit

Eine dicke Staubschicht liegt über der todesschwarzen Bühne. Auch die schwarzen Stühle geben beim Klopfen Staubwolken ab. Die Vergänglichkeit ist allgegenwärtig. Zwischen dem scheinbar wahllos verteilten Gestühl wandern die Musiker und Sänger unsicher, ängstlich und suchend umher. Mitten in der Vorstellung gibt es einen lauten Knall. Ein Stuhl ist aussortiert worden und auf den riesigen Haufen der entsorgten Exemplare vom Bühnenhimmel herabgefallen. Die Menschen zucken zusammen und flüchten in die am weitesten entfernt liegende Ecke.

Das "Mozart Requiem" drückt zum einem die Angst vor dem Tod und zum anderen die Hoffnung auf eine himmlische Erlösung aus. Das ewige Licht soll den Verschiedenen scheinen. Demgegenüber stellen Andreas Bode und Titus Engel in ihrer Kampnagel-Inszenierung Zitate und Bilder, die den Blick vom himmlischen Trost auf den Boden der schnöden Erde zurückholen. Hier wird sich weniger um Gottesnähe als vielmehr um Jugendlichkeitswahn, Eitelkeiten und Alltagsstress gekümmert. Für den flehentlichen Blick nach Oben bleibt dabei nur wenig Zeit. Erst die wunderschöne und anrührende Musik Mozarts ist Anlass der Frage nach dem Überirdischem nachzugehen. Diese Zeit nehmen sich Bode und Engel. Anders als in ihren vorherigen Projekten bleibt das Bühnenbild zurückhaltend und die Spielszenen meist eindeutig von dem Musiksequenzen getrennt. Der Abend besticht durch seine Klarheit. Die morbide Note erlaubt erheiternde Momente, die dennoch den Blick auf das Wesentliche nie verstellen.

Birgit Schmalmack vom 25.11.09