Und warum Goethe?



Kritik
von
Abendblatt

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Der Mensch, Dichter und Denker Goethe

Wer das Gedicht "Sehnsucht" von Goethe schon immer einmal mit unverkennbarem sächsischem Akzent hören wollte, ist bei "Und warum Goethe" im Theater in der Washingtonallee genau richtig. Beim Liebesgeplänkel im Weimarer Gartenhaus trägt seine Geliebte Christiane Vulpius es ihm ergriffen vor. Diese unstandesgemäße Bürgerliche wird dem großen Dichterfürsten zu einer lebenslangen treuen Gefährtin, die ihn mit ihrer unverstellten Unbedarftheit erfrischte und ihm Beständigkeit gab. Zu ihr konnte er auch nach seinen Italienreisen, seinen Ausflügen an die Jenaer Universität und seinen Eskapaden mit neunzehnjährigen Gespielinnen zurück kommen.

Ihre Darstellerin Verena Gemsa schlüpft mit bemerkenswerter Flexibilität sowohl in diese Rolle wie auch in die der intelligenten, adligen Charlotte von Stein. So ist sie ein adäquates Gegenüber für Angelika Landwehr, die die Hauptperson Goethe langsam vor den Augen der Zuschauer altern lässt. In dem Schauspiel für zwei unter der Regie von Ali Sommer und Eberhard Heimann entsteht in dem kleinen Zimmertheater in Horn eine erkenntnisreiche und kurzweilige Reise durch das Leben des berühmten Dichters und Denkers. Anhand eigener seiner Gedichte werden Stationen seines Lebens geschickt in Zusammenspiel der beiden Schauspielerinnen deutlich gemacht. Eine Chaiselonge, ein Schreibtisch und ein Klavier, die immer wieder neu gruppiert werden - mehr brauchen die beiden nicht um ihr ausgewähltes Publikum zu unterhalten und zu begeistern.

Birgit Schmalmack vom 20.12.04